Der talentierte Julian Rappo

Für sich entdeckt hat Julian Rappo das Malen, nachdem er auf Youtube Videos von Spacepainting- Künstlern gesehen hat. So wagte der Gontenschwiler letzten Sommer einen ersten Versuch und erschafft heute Bilder, als hätte er in seinem Leben nichts anderes gemacht.

Best of rc. @ Wynentaler Blatt 2014 – Januar (5/5)

Er wirkt ruhig, unaufgeregt, der 19-jährige Schüler aus Gontenschwil. Seine Art drückt sich auch auf den Bildern aus, die er auf dem Esstisch zur Präsentation ausgelegt hat. Es sind so genannte «Spacepaintings», die deshalb so heissen, weil in den Sujets oft Planeten und Himmelsgestirne zu sehen sind. «Ich zeichne aber auch oft Gebirgszüge, Landschaften oder Bäume, dann ist es eigentlich kein Spacepainting mehr».Also eine Art Weiterentwicklung. Wenn man bedenkt, dass Julian Rappo erst im Sommer angefangen hat, Bilder dieser Art zu malen, muss dem Schaffen ein grosses Talent zu Grunde liegen.

Wenig Material

Um Spacepaintings zu zeichnen, wird wenig Material benötigt: Als Unterlage bietet sich Fotopapier oder Glanzkarton an. Etwa ein Dutzend Spraydosen gehören zum Grundbedarf. Synthetische oder Acrylfarben würden sich eignen, sagt Julian, Billigfarben eher nicht. Ausserdem brauche er einen Papierteller für die Planeten, einen Schwamm für Sträucher und Bäume. Gerade Linien zeichnet der Sprayer schliesslich mit Kartonresten. «Manchmal brauche ich auch die Finger, zum Beispiel um die Sterne zu zeichnen». Eine simple Sache, so scheint es, doch ganz talentfrei darf man nicht sein. «Meine ersten Versuche waren schon ganz passabel und sie wurden schnell besser.» Tatsächlich: Die Nachtlandschaft mit dem gewaltigen Mond am Sternenhimmel ist ein Bild, das sich an mancher Wohnungswand gut machen würde.

Zuerst die Schule

Der junge Mann kann sein Handwerk so gut, dass er einige seiner Bilder schon verkaufen konnte. «Vielleicht mache ich auch mal grössere Bilder», sagt er und zeigt auf den Esstisch. «Diese im A3- Format sind für 20 oder 30 Franken weggegangen ». Sein Ziel sei es aber nicht, dereinst von der Malerei leben zu können. Nach der Bezirksschule steckt er nun im dritten und letzten Jahr der Fachmittelschule (FMS) und ist nach Abschluss dieser Ausbildung im Besitz der Fachmatura. Er möchte sich später im sozialen Bereich engagieren und könnte sich eine Stelle als Primarlehrer vorstellen. «Aber zuerst hänge ich die Fachochschule an und dann sehen wir weiter.» Auf einer Facebook-Seite präsentiert sich Julian Rappo dennoch. Unter www. facebook.com/myspacepaintings kann man auch Kontakt zum jungen Künstler knüpfen. «Auftragsarbeiten habe ich noch keine gemacht, aber mit mir kann man reden».

Ausgleich zum Lernen

Wieder drückt die angenehme, ruhige Art des Julian Rappo durch. «Das Zeichnen», sagt er, «ist ein Ausgleich zum Lernen und zur Schule und es soll vor allem Spass machen». Er male nicht nach einem bestimmten Plan. Wenn er dazu Lust habe und das Wetter stimmt, holt er die Kiste mit den Spraydosen und malt. «Etwa eine halbe Stunde brauche ich für ein Bild dieser Grösse», erzählt Julian und streckt eine, seiner Fantasie entsprungene Berglandschaft in die Luft. Er zeichnet keine realen Sujets ab, darin liege auch ein bisschen das Geheimnis des Spacepaintings: Man kann die Welt so zeichnen, wie man sie haben will. Eine sehr schöne Welt, die uns Julian Rappo zeigt.

rappo
 

Dieser Artikel erschien im Wynentaler Blatt Nr. 8/2014.
Texte aus der Zeitung. Sie haben den Nachteil, dass man die richtige Ausgabe gekauft haben muss, um sie (nach-)lesen zu können. Egal ob es der grösste Schrott war, oder ein Glanzlicht der Weltliteratur: Verpasst man die Zeitung, ist der Text für immer weg. Aus diesem Grund erscheinen im Goggiblog meine kleinen Perlen aus dem Wynentaler Blatt. Für die Ewigkeit konserviert, sozusagen.