«Der Vogelhändler» verdient sich beste Kritik

Im ausverkauften Löwensaal fand am 17. Januar 2014 die Premiere der Operette «Der Vogelhändler» statt, die von der Theatergesellschaft Beinwil am See unter der Regie von Monika Wild inszeniert wird. Das Publikum zeigte sich begeistert vom Gesang, dem Theater und dem Ambiente im neuen Löwensaal.

Best of rc. @ Wynentaler Blatt 2014 – Januar (1/5)

Nun ist sie endlich über die Bühne gegangen, die lang ersehnte erste Aufführung nach der vierjährigen Zwangspause. Weil der Löwensaal umgebaut werden musste, fanden in dieser Zeit keine Aufführungen der Theatergesellschaft Beinwil am See statt. Doch jetzt, wo es soweit ist, sind weit und breit nur Begeisterung und Erleichterung zu spüren. Erleichtert zeigten sich die Akteure – insgesamt 130 sind am Grossprojekt beteiligt – und begeistert das Publikum; über 450 Zuschauer sassen im ausverkauften Löwensaal. Dass die gelungene Aufführung auch gleich noch mit dem 150. Geburtstag der Theatergesellschaft zusammenfällt, verleiht der guten Stimmung noch einmal einen Schub nach oben.

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 Ulla Westvik (Briefchristel) und Peter Eichenberger Präsident
Musiktheater-Vereinigung

Vor der Aufführung war derweil noch Hektik und Nervosität auszumachen. Perücken wurden auf Styroporköpfe gesetzt, die Maskenbildnerin Monika Malagoli prüfte noch einmal den Sitz jeder Frisur. Dann ging es los. Dem Publikum präsentierten sich ein schnörkelloses Bühnenbild, wunderschöne Roben und gesangliche Höhepunkte, die sich nach und nach aufreihten. Der Bassbariton von Andreas Dick (Baron), der kraftvolle Gesang der hervorragenden Sopranistin Jeanne Pascale (Kurfürstin) und die lebendige, ja herzhaft klare Stimme von Ulla Westvik (Briefchristel) zogen die Zuschauer ebenso in den Bann, wie die amouröse Geschichte des Vogelhändlers Adam (an der Premiere gespielt von Raimund Wiederkehr), im Verwirrspiel um Liebe, Geld und Glück.

Regierungsrat zu Besuch

«Der Vogelhändler» wird noch an den Wochenenden bis Anfang März gespielt. Es handelt sich um eine sehr volksnahe, bodenständige Geschichte. Orchester und Chor, Theater und Soli wechseln sich in lebhafter Folge ab,was auch dem ungeübten Opperettenbesucher einen hohen Unterhaltungswert verspricht. Die Inszenierung von Monika Wild nimmt für sich aber auch in Anspruch, eines der grossen Stücke zu sein, das über die Kantonsgrenzen hinaus Beachtung finden wird. Alleine die Anwesenheit von Regierungsrat Urs Hofmann  unterstreicht diese Tatsache. Gewiss muss man das Geschehen auf der Bühne und im Orchestergraben kritischer betrachten, wenn zahlreiche Berufsmusiker zugange sind. Eine bereits am Montag erschienene Kritik bezeichnete dabei Benjamin Berweger in der Rolle des Stanislaus stimmlich und in der Figur als Fehlbesetzung – eine Auffassung, die der Autor dieser Zeilen in keinerWeise teilen kann. Für die Rolle eines etwas unklugen Neffen, der sich heimlich als Kurfürst ausgibt, ist eine «zarte» Gestalt dem vorlauten Protz gewiss vorzuziehen.

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Regierungsrat Urs Hofmann

Noch 20 Aufführungen

Nach der Vorstellungen übte sich Regieassistent Peter Eichenberger dennoch in Selbstkritik: «Ein paar Einsätze haben noch nicht gestimmt» sagte er, um aber im gleichen Atemzug zu betonen, dass an einer Premiere selten ein fertiges Stück präsentiert wird: «Das Theater lebt. Wenn man die Premiere mit der Derniere vergleicht, sehen wir zwei völlig unterschiedliche Vorstellungen.»  Nüchterner drückte sich Hansruedi Bürgi, Präsident der Theatergesellschaft nach der gelungenen Premiere aus: «Am Premieretag findet die Aufführung immer um 19 Uhr statt. Bis dahin müssen alle Aufgaben und Probleme einer einvernehmlichen Lösung zugeführt werden». Dies sei für alle eine Bewährungsprobe, sagte Bürgi und fügte an, mit dem «abschliessenden Applaus haben Sie Ihren Dank für den Einsatz vermittelt». Dank, der auch den Sponsoren gelte, ohne die eine solche Inszenierung gar nicht möglich wäre. Der Theatergesellschaft Beinwil am See ist zum Jubiläum eine hervorragende und sehr unterhaltsame Produktion gelungen. «Es wäre schön, wenn auch die kommenden 20 Aufführungen ausverkauft, oder zumindest gut ausgelastet sind», schloss Hansruedi Bürgi ab – und nach vier Stunden klang er langsam aus, der lang ersehnte Premiereabend.

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Andreas Dick (Baron)

Originaltöne

«Alle sagen, ich sei
so klein»
Jeanne Pascal (Kurfürstin) auf
die Bemerkung, sie wirke auf der
Bühne viel grösser.

«Das liegt an ihrer
beeindruckenden
Stimme»
Regieassistent Peter Eichenberger
fand eine Erklärung, warum die
Kurfürstin so gross wirkt.

«Ich habe den Text
natürlich geübt und
ein bisschen wurde er
auch auf mich
zugeschnitten.»
Ulla Westvik hörte man den norwegischen
Akzent kaum an.

«Wir haben 767 Stunden geprobt.»
Noch einmal Peter Eichenberger,
der bei sämtlichen Proben dabei
war und mitgezählt hat.

«Wir sind seit August
dran.»
Andreas Dick (Baron Weps) mit
einer etwas unpräziseren Antwort
auf die gleiche Frage.

«Beim Applaus lasse
ich sie manchmal
raufschauen.»
Dirigent Konrad Jenny, scherzhaft
über den Umstand, dass die
Musikanten im Orchestergraben
keinen Sichtkontakt zu Bühne und
Publikum haben.

«Für die, die mich
nicht kennen, ich bin
der neue
Gemeindeammann.»
Einleitende Worte von Peter
Lenzin, der sein Amt in Beinwil am
See erst Anfang Jahr angetreten
hatte und nun zu den Premiere-
Besuchern sprach.

«Es hat mir sehr gut
gefallen»
Reinachs Gemeindeammann
Martin Heiz fasste sein Urteil in
knappe Worte.

«Es hat mir sehr gut
gefallen.»
Man konnte eigentlich fragen,
wen man wollte.

 

Dieser Artikel erschien im Wynentaler Blatt Nr. 5/2014.
Texte aus der Zeitung. Sie haben den Nachteil, dass man die richtige Ausgabe gekauft haben muss, um sie (nach-)lesen zu können. Egal ob es der grösste Schrott war, oder ein Glanzlicht der Weltliteratur: Verpasst man die Zeitung, ist der Text für immer weg. Aus diesem Grund erscheinen im Goggiblog meine kleinen Perlen aus dem Wynentaler Blatt. Für die Ewigkeit konserviert, sozusagen.