Lieber TCS, was soll dieses Bild?

Schade eigentlich, wird am Ende des Jahres nur das Unwort des Jahres erkoren. Ich habe nämlich schon im Februar das Un-bild des Jahres gefunden. Ich meine, ich bin nun wirklich nicht der verklemmte Mahnfinger-Erheber und ein provokatives Bild kann ja auch mal ganz lustig sein. Dieses TCS-Bild aber ist einfach nur das schlechtesete Pressebild des Jahres. Ach, was sage ich, des Jahrhunderts.

 

Jahrzehnte lang haben sich die Frauen in diesem Land zum Beispiel gegen das Vorurteil des zerbrechlichen Wesens gewehrt, lernten starke Frauen zu sein, denen man nicht zwingend über die Strasse helfen muss. Sie setzten sich zurecht für gleiche Rechte und seit kurzem auch  für eine Armlänge Abstand ein, überlassen inzwischen selbstbewusst den Kochherd auch mal den Männern, erreichten Schritt für Schritt das, was ein normal funktionierendes Hirn als selbstverständlich wahrnehmen sollte: Frau darf alles, was Mann auch darf und umgekehrt. Sie ticken zwar noch immer komplett anders, sind oft ein Buch mit sieben Siegeln und wo bleibt eigentlich der Duden „Frau-Deutsch Deutsch-Frau“? Aber das ist eine andere Geschichte. Fakt ist: rationell gibt es keinen Grund Frauen anders zu behandeln als Männer.

 

Und dann kommt der TCS.

 

Oder besser: Die Werbefirma, die für den TSC eine Hochglanz-Fotokampagne produziert hat, aber letztlich ist es der TCS der die Bilder absegnet und wie jüngst passiert, per Medienmitteilung versendet. Nämlich dieses:

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Jahrzehnte lange harte Arbeit des femininen Widerstands einfach über den Haufen geworfen. Mit einem Bild das in Sachen Natürlichkeit ein knappes „Naja“ bekommt, aber auch das ist eine andere Geschichte. Beschäftigen wir uns mit dem Sujet und der Frage: Was sehen wir auf diesem Bild? Ein 1,90 Meter grosses TCS-Model legt zärtlich und doch männlich bestimmend einer in Pannen-Not geratenen verheirateten Frau seine (!) Jacke um die Schulter. Mit deutlich weniger als einer Armlänge Abstand. Daneben zwei erleichterte Kinder, eingelullt in eine Decke vermutlich vom selben Model, bewundern sie den Supermann in Gelb, den Retter in Not, den Helden des TCS – lieber draussen, als im Auto, wo es ein paar Grad wärmer wäre. Wahrscheinlich hat jmand den Schlüssel im zentral verriegelten Computer liegen gelassen, weil  hier am Strassenrand in der Pampa  einfach mal alle so zum Spass ausgestiegen sind.

 

Und wer steht da ganz links? Kaputt, unbrauchbar, ausgestossen und ungeliebt? Nein, ich meine nicht das Auto. Ich meine den Bünzli-Typen im Pullunder. Wie er nachdenklich in die Weite der Passstrasse blickt, wissend, dass er jämmerlich versagt hat, versunken in Gedanken die ihm gerade sagen, wie elend er gescheitert ist. Nicht nur das Auto ist am Arsch, nein er schafft es nicht einmal seiner Frau wärmend den Arm um die Schulter zu legen. Lieber behütet er das Auto, dieser Sack, kein Wunder liebt ihn niemand.

 

So viel Klischee wollte der TCS wahrscheinlich nicht vermitteln, aber bei mir als aufgeschlossener, nachdenkender Kunde kommt das so an. Ist das jetzt wirklich euer Ernst, lieber TCS? Oder steckt da etwa Kalkül dahinter und wir sind gar keine Kunden, sondern folgsame Klone die der gleichgeschalteten Lügenpresse gehorchen? Nächste Woche kommen nach 14 Jahren, neue Folgen von Akte-X.

Das kann kein Zufall sein.

Bild: Mediendienst TSC ( zVg.)