Riverdance – nur noch ein Abklatsch

Riverdance. In den 1990er-Jahren eine der grössten und überraschendsten Shows die man je gesehen hat – jetzt noch ein kommerziell am Leben erhaltener Abklatsch. Die beiden Shows in der Samsung Hall Zürich waren OK, gespickt mit vielen Enttäuschungen.

IMG_3430In Zürich kam verschärfend dazu, dass nicht einmal eine Live-Band auf der viel zu kleinen Bühne der Samsung Hall zu sehen war. Aber nicht nur die Musik lief als Playback, sondern auch der Chor (im Original sang die Gruppe Anúna, die es übrigens nach wie vor gibt). Dabei haben einfach ein paar Tänzer die Lippen bewegt – immerhin war die Leadsängerin „echt“ – auch wenn sie auf der Riverdance-Webseite nicht einmal erwähnt wird und ich leider nicht weiss wie sie heisst. Die spanische Tänzerin Martina Martinez-Rey zuletzt, klapperte mit den Fingern ohne Kastagnetten – ojeh… Bis hier hin eine glatte Enttäuschung und die 130 Franken sind in keiner Weise gerechtfertigt – übrigens der gleiche Preis den ich für die grossartige Show vor 20 Jahren im Hallenstadion bezahlt habe.

Positiv zu bewerten ist die tänzerische Leistung der beiden Leader und die Synchronität der Tanz-Gruppe, die natürlich einen wesentlichen Teil des Spektakels ausmachen. Grossartig auch die weiteren Tanz-Solisten  – da gibt es nichts zu meckern. Ebenso die vier Musiker, auch wenn hier klar festgehalten werden muss, dass bei einigen Passagen das Playback akustisch unterstützend mitlief und die ganze Sache wieder etwas verfälscht. Sofern sie live gespielt haben und nicht nur so getan als ob, war es fantastisch. Mein persönlicher Höhepunkt: Tara Howley an den Uilleann Pipes (Caoineadh Cu Chulainn).

In der Gesamtbetrachtung haben die Produzenten beim Zusammenstauchen auf die kleine Bühne massiv enttäuscht. Der Gänsehaut-Effekt kam lediglich beim Finale vor der Pause und am Ende der Vorstellung auf, als alle 30 Tänzer auf der Bühne standen. Kein Vergleich zu den gegen 100 Protagonisten, die im Original zu sehen sind. Gründer Michael Flatley hat Riverdance einst kritisierend verlassen, weil man sich weigerte neue Elemente einzubauen. Diese kamen nun sehr wohl dazu, aber auf Kosten der ursprünglichen Geschichte, dem Charme. Lieder wie „Home and the Heartland“ fehlen gänzlich, dafür wird mehr getanzt. Die Produzenten von heute bedienen nur noch das schnelle Vergnügen, das der Zuschauer sucht – auf Kosten der Emotionen und der Tiefgründigkeit. Interessant wäre zu erfahren, was Komponist Bill Whelan davon hält, dass sein Werk dermassen zusammengestampft wurde und man in Zürich einfach die Riverdence-CD aus den 1990er-Jahren im Hintergrund abgespielt hat. Immerhin die Original-CD.