srk1Susanne Galli ist eine von rund 600 Freiwilligen, die im Aargau für das Rote Kreuz unterwegs sin. Sie braucht dafür ihr eigenes Auto und erhält lediglich eine kleine Spesenentschädigung. Auf ihren Fahrten zu Arzt- oder Therapie-Terminen ist Flexibilität und Sozialkompetenz gefragt. Die Hilfe kennt aber auch Grenzen.

Personentransporte, wie sie Susanne Galli unternimmt, gibt es immer mehr in der Schweiz. Was die Altersheime und Pflegestationen zu spüren bekommen, drückt sich auch in der steigenden Anzahl dieser Transporte aus, denn im Alter bleibt man länger zu Hause und nimmt von da aus Termine wahr. Um die Dienstleistungen des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) in Anspruch nehmen zu können, muss zwingend ein gesundheitlicher Grund vorliegen. «Für Spazierfahrten sind wir nicht zuständig und einkaufen gehen wir auch nicht zusammen », erklärt Susanne Galli aus Reinach, die für das Rote Kreuz als freiwillige Fahrerin unterwegs ist.

«Eine kurze Sache»…

srk2Auf sie wartet heute Greti Merz, wohnhaft im Altersheim Reinach, die zu ihrem Hausarzt im gleichen Dorf gefahren werden muss. «Eine kurze Sache », sagt Susanne Galli und tippt auf einen Zettel:«Abholung um 10.15 Uhr, Rückführung dreiviertel Stunden später. Sieben Franken bekommt sie dafür, weil sie ihr eigenes Auto benutzt. «Beim Altersheim steht auch ein Rollstuhlfahrzeug, das wir für entsprechende Transporte verwenden können.» Sie habe auch schon einen Rollstuhl transportiert, das brauche aber schon einiges an Kraft. Greti Merz wartet schon auf Frau Galli. Sie ist noch ganz gut zu Fuss, aber Autofahren darf sie nicht mehr. Sie ist sehr froh um die Unterstützung und freut sich auf den willkommenen Schwatz auf der kurzen Strecke. Beim Hausarzt angekommen, die Ernüchterung: Man habe Verspätung, Frau Merz komme erst eine Stunde später dran.Die Betagte nimmts mit Fassung, stellt ihren Stock in die Ecke und sagt, dann werde sie eben warten. Das gibt Susanne Galli Gelegenheit, in Ruhe mit dem WB-Reporter zu sprechen.«Auf solche Situationen muss man gefasst sein. Hier in der Gegend könnte ich wieder nach Hause gehen.Wenn die Fahrt nach Brugg oder in die Innerschweiz geht, muss ich eben warten. Heute geht das. Wenn ich einen zweiten Termin hätte, müsste ich mit Frau Hürzeler telefonieren.»

srk3Auf freiwillige Hilfe angewiesen

Ursula Hürzeler ist die Leiterin der Regionalstelle Aarau des SRK. Hier werden die Termine für die Region koordiniert. Einige Termine sind fix eingeplant. So transportiert Susanne Galli alle zwei Wochen einen Fahrgast nach Brugg und holt ihn wieder ab. Andere Der Arzttermin ist vorbei: Susanne Galli hilft Greti Merz beim Einsteigen und sorgt auf ihrer Fahrt für das SRK Kanton Aargau für eine sichere Heimfahrt. (Bilder: rc.) Unterwegs wird auch «gschpröchlet»: Neben einer sicheren Fahrweise bringen die 600 im Aargau tätigen Freiwilligen auch viel Sozialkompetenz mit. kämen spontan dazu und dann werde sie von der Zentrale angefragt. «Wenn ich Zeit habe nehme ich an, ich kann aber auch ungeniert absagen.» Beim Roten Kreuz ist man auf die Hilfe der ehrenamtlichen Fahrer angewiesen: «Das SRK KantonAargau kann seine Dienstleistungen nur dank der vielen Freiwilligen erbringen. Sie schenken ihre wertvolle Zeit unseren Mitmenschen – das ist wunderbar», sagt Ursula Hürzeler.

11.30 Uhr, Greti Merz ist fertig beim Doktor. Auf der Rückfahrt erzählt sie ihrer Fahrerin, dass alles gut gegangen sei. Man spricht noch ein bisschen über Gott und dieWelt und erreicht bald das Altersheim. «Jetzt noch ein bisschen Buchhaltung und das wars», strahlt Susanne Galli. «Ich erledige diese Aufgabe sehr gern. Es ist für mich eine tiefe Genugtuung, anderen Menschen helfen zu können. Man lernt jemanden selbst in so kurzer Zeit gut kennen und kommt so zu wertvollen Begegnungen », sagt sie und steigt wieder in ihr Auto ein. Ihr Mann warte zu Hause, es soll ja noch was «Zmittag» geben. «Aber nichts Grosses, heute ist es halt etwas länger gegangen, aber dafür hat er Verständnis». Neben Seriosität, Engagement und Sozialkompetenz eine weitere Eigenschaft die man im Fahrdienst für das SRK Kanton Aargau mitbringen sollte.

Bahnbilder von Max

Nach wie vor kann man live dabei sein, wie etwas Bemerkenswertes entsteht: Röbi Sturzenegger aus Unterentfelden digitalisiert eine grossartige Fotosammlung, die der bahnbegeisterte Max Hintermann hinterlassen hat. Auf einer eigenen Webseite kann man den Zuwachs von noch nie öffentlich gezeigten Bildern aus den Jahren 1956 bis 1985 beobachten – darunter auch viele von der WSB und der Seetalbahn.

 

SBB Aarau, Salonwagen mit Queen, P80Die Sammlung von Max Hintermann umfasst unglaubliche 15’000 Bilder. Die Motive: Geografie und Bahnen aus der ganzen Schweiz. In der Zeit der digitalen Fotografie eine Zahl, die man schnell einmal zusammen hat, Max Hintermann aber blieb der analogen Fotografie bis zuletzt treu, liess jedes einzelne Bild als Diapositiv anfertigen und bewahrte die kleinen Zeitzeugen auf Glas, in einer Kommode mit 50 Schubladen auf. Fast wäre der Schatz aber im Nirgendwo gelandet: «Ich wusste gar nicht, was ich damit anfangen sollte. Es sind so viele, ich dachte daran sie wegzuwerfen», fasst Ehefrau Ruth Hintermann die anfänglichen Gedanken zusammen, nachdem ihr Mann im Dezember des vergangenen Jahres verstorben war. «Ich war sehr oft dabei,wenn Max manchmal eine Stunde lang auf eine ganz bestimmte Zugskomposition wartete und wir dann doch noch einmal eine Stunde warten mussten, weil die falsche Lok vorbei fuhr». Max Hintermann liebte die Bahn, an der Hochzeitsfeier bestand er darauf, dass die Gesellschaft im Salonwagen transportiert würde. Ein Wegwerfen der Bilder war also doch keine Option, zu viele Erinnerungen waren auf die Bilder gebannt.

 

Bildschirmfoto 2016-10-09 um 18.49.03An dieser Stelle kommt Röbi Sturzenegger (im Bild)  ins Spiel:«Ich habe Max kennengelernt, als ich 16 Jahre alt war. Er war damals schon 32, arbeitete als Lehrer vorwiegend in Schöftland und er war ein bisschen wie ein Vorbild für mich, denn wir teilten beide die Begeisterung für die Bahn», erzählt dieser. Es entstand eine enge Freundschaft. Als Max seine künftige Ehefrau Ruth kennenlernte (ebenfalls im Bild), blieb die Freundschaft zu Röbi bestehen.Der Entfelder erinnert sich: «Ich ging bei Hintermanns ein und aus, als wäre ich ein Teil der Familie» und spannt den Bogen zurück zu seinemProjekt: «Da lag es auf der Hand, dass ich Ruth anfragte, ob ich die Bilder digitalisieren und der Öffentlichkeit zugänglich machen könne.

 

Als gewesener Software-Entwickler, der zum Beispiel für die New York Times Logistik-Systeme programmierte, bringt Sturzenegger das nötige Rüstzeug mit. An zwei grossen Bildschirmen demonstriert er, wie er bis Februar 2016 rund 1200 eingelesenen Bilder archiviert hat. «Ich habe ein Programm geschrieben, das die Bilder im richtigen Format auf die Webseite stellt. Register, Unterkategorien und Zähler werden automatisch aktualisiert. WSB Reinach, Schneggen, 1970Am meisten Arbeit beschert ihm die Korrektur der Bilder (siehe 1. Kasten unten), die Freude an der Arbeit habe aber noch nicht verloren. Nebenbei sei er aber auch n noch begeisterter Sänger bei der Kantorei Pro Musica und er besitzt zusammen mit anderen Eisenbahn-Amateuren eine grosse Modellbahnanlage, die auch einer gewissen Pflege bedarf.

 

Bis Ende 2016 will sich Sturzenegger Zeit lassen, alle Bahnbilder – rund 3000 an der Zahl – auf die Webseite zu bannen. «Ich habe bei mir zehn Schubladen mit Dias, bei Ruth Hintermann zu Hause sind noch einmal 40», versucht Röbi Sturzenegger die Dimensionen der Sammlung klar zu machen. Ob er die Geografie- und Landschaftsbilder ebenfalls digitalisieren wird, weiss er noch nicht. «Erst schliesse ich dieses Projekt ab. Es gibt noch einige unsortierte Bilder, ich werde also ohnehin alle durchsehen müssen.»

 

Einige Perlen sind in der Sammlung bereits aufgetaucht, nicht nur unter den 228 Bildern zur WSB. «Der Hut von Max», erinnert sich die Witwe, «den hat er im Schulzimmer immer auf den Kopf von einem Skelett gelegt. Und einmal blieb der Hut nach einem Foto-Ausflug liegen und wir haben ihn eine Woche später dort wieder gefunden», erinnert sie sich. Viele wertvolle Erinnerungen. WSB Oberentfelden Engelplatz, Kreuzung, P80«Es gibt inzwischen auch schon Anfragen von Verlagen, die Max’ Bilder verwenden möchten», ergänzt Sturzenegger und versichert: «Wir wollen damit nicht das grosse Geld verdienen, aber ich hoffe schon,dass die Bilder nicht einfach von derWebseite gestohlen und wir wenigstens angefragt werden, ob die Bilder kopiert werden dürfen.»

 

Sozusagen exklusiv erschienen im Wynentaler Blatt also die ersten Abdrucke der wertvollen Sammlung. Auf der Seite bahnbilder-von-max.ch kann man den Zuwachs an Bildern live verfolgen; in einem Logbuch wird jeder Arbeitstag erfasst. Bei Drucklegung dieses Artikels in der Zeitung waren es rund 1200 Bilder, in denen man stöbern konnte. Wetten,Röbi Sturzenegger war in der Zwischenzeit schon wieder sehr fleissig?

 

Digitale Bildkorrektur ist ein «Muss»

09_re_bahnbilder_kasten2_oben«Viele Bilder haben einen Rot- oder Blaustich» erklärt Röbi Sturzenegger. «Obwohl säuberlich und trocken gelagert, haben sich über die Jahre Schmutzpartikel vermehrt.» Am PC korrigiert Sturzenegger Farbtöne und entfernt Verunreinigungen – der Unterschied auf den beiden Bildern aus dem Jahr 1958 ist augenscheinlich. «Zuerst war ich der Meinung, es wäre eine Verfälschung des Originals. Aber bearbeitet geben die Bilder viel mehr her», ist der Entfelder überzeugt. Die digitale Bildkorrektur ist also ein «Muss». Für die Bearbeitung eines Bildes, vom Einlesen mit dem Spezialscanner bis zur Fehlerbehebung am PC und dem Einpflegen auf der Webseite vergehen fünf bis sechs Minuten. Für die Bildbeschriftungen hat Sturzenegger die Angaben auf dem Dia-Rand übernommen. Auf den beiden Bild zu sehen ist demnach eine Komposition der «WSB BFe 4/4 AS Zweiachser, Hirschthal, G58». 09_re_bahnbilder_kasten2_untenWenn Sturzenegger Ergänzungen beisteuern kann, weist er diese separat aus. In diesem Fall: «Die zweiachsigen Personenwagen sind noch mit AS für ‹Aarau- Schöftland› beschriftet». Natürlich liessen sich zu jedem Bild noch einige Anmerkungen verfassen. «Bevor die WSB entstand, waren Wynental Bahn (WTB) und die AS zwei getrennte Unternehmen. Beide Bahnen hielten zwar auch in Aarau, man musste aber umsteigen», erinnert sich Sturzenegger. Bis Ende Jahr will er vorerst die rund 3000 Bahnbilder digitalisieren, darunter auch solche von der Seetalbahn, die spätestens im Herbst auf der Webseite zur Verfügung stehen sollen. Ein regelmässiger Besuch auf www.bahnbilder-von-max.ch lohnt sich also.

 

Erster Berührungspunkt in Beinwil am See

Version 2Max Hintermann wurde am 27. Dezember 1932 in Buchs geboren, genauer in der alten Post, die später abgerissen wurde. Das sei schade, habe er scherzhaft gepflegt zu sagen, denn dann könne man ihm ja nicht einmal eine Gedenktafel aufstellen. Erste Berührungspunkte mit der Bahn ereigneten sich in seiner Kindheit, in der er die Ferien oft bei seinen Grosseltern in Beinwil am See verbrachte. Sein Vater warf ihm gelegentlich frische Kleidung aus dem Zug, weil er bei der Bahnpost der Seetalbahn gefahren war und die Gleise direkt am Haus der Grossmutter vorbei führten, sehr zur Freude des kleinen Max. Als Geograph der ETH und ehemaliger Geografielehrer entwickelte er ein sehr ausgeprägtes Interesse an Gegenden, Landschaften, Bergen, Tälern, Gletschern, Flüssen, Städten, Dörfern, Ländern und Verkehrswegen, die er unermüdlich in sorgfältig ausgewählten Ausschnitten fotografisch festhielt. Sein ganz besonderes Interesse jedoch gehörte den Bahnen, «Max Hintermann kannte 99 Prozent aller Schweizer Haltestellen in der Schweiz», erklärt sein Freund Röbi Sturzenegger heute. Max Hintermann starb am 1. Dezember 2015 im Alter von 82 Jahren in Aarau.

 

Dieser Artikel ist im Wynentaler Blatt Nr. 09/2016 erschienen. Texte in der Zeitung. Sie haben den Nachteil, dass man die richtige Ausgabe gekauft haben muss, um sie (nach-)lesen zu können. Egal ob es der grösste Schrott war, oder ein Glanzlicht der Weltliteratur: Verpasst man die Zeitung, ist der Text für immer weg. Aus diesem Grund lege im Goggiblog meine eigenen kleinen Perlen aus dem Wynentaler Blatt ab, von denen ich glaube sie seien erhaltenswert. Für die Ewigkeit konserviert, sozusagen.

Stellwerkstörung

Es ist so richtig kalt geworden im Mittelland und bald fällt wohl der erste Schnee. Und wenn das passiert, tauchen in den Verkehrsmeldungen gelegentlich auch Verspätungen im öffentlichen Verkehr und Zugsausfälle auf. «Grund dafür ist eine Stellwerkstörung», heisst es nicht selten zuletzt. Doch: Was ist eine Stellwerkstörung?

Best of rc. @ Wynentaler Blatt 2016

Bildschirmfoto 2016-10-09 um 18.20.42Stellwerkstörungen können bei jeder Witterung auftreten und haben eher selten damit zu tun, dass zu viel Schnee auf den Schienen liegt. Bei der SBB ist zu erfahren, dass ein Zug von Bern nach Zürich an insgesamt 500 Weichen und 140 Signalen vorbeifährt. Der Zug bewegt sich jedoch nur, wenn der Computer an keinem dieser Passagen ein Problem feststellt. Meldet einer der weiteren 200 000 Relaiskontakte entlang der Strecke einen Fehler, muss dieser erst behoben werden, bevor der Zug passieren darf.

«Sicherungsanlagen» wird die Gesamtheit dieser Melder genannt. Auf einem überschaubaren Streckenabschnitt ist die Ursache schnell gefunden und behoben – und löst kaum ein mehrstündiges Chaos aus. Tritt der Fehler aber an einem Knotenpunkt auf, an dem sich viele Strecken überschneiden und Minute für Minute Züge passieren, kann dies zu einer regelrechten Kaskade führen – es entsteht theoretisch ein Stau.

Umleiten, ersetzen, ausfallen lassen

Gründe für eine Stellwerkstörung – oder richtiger: eine «Gleisfreimeldestörung» – gibt es viele. Das kann eine defekte Lampe einer Lichtsignalanlage sein, ein Zug der stehen geblieben ist, eine Weiche deren Stellung zum Beispiel wegen Schnee und Eis unklar ist, oder eine Barriere die sich nicht schliesst. Damit es nicht tatsächlich zu einem Stau kommt – die Züge dürfen ja nur in einem gewissen Abstand hintereinander her fahren – werden Züge umgeleitet, es werden Bahnersatzbusse organisiert oder im schlimmsten Fall kommt es zu Zugsausfällen. Fährt nur jede Stunde ein Zug in die gewünschte Richtung, ist das ein Ärgernis.

6000 Schaltungen pro Sekunde

Und dennoch: Unser Schienennetz ist äusserst zuverlässig und das obwohl die Schweiz den weltweit dichtesten Fahrplan mit dem am stärksten belegten und beanspruchten Schienennetz besitzt. Täglich müssen 500’000’000 (500 Millionen!) Schaltungen funktionieren, das sind pro Sekunde 6000. Dabei ergeben sich pro Tag laut Angaben der SBB im Schnitt gerade mal 17 Störungen, die von den 450 Sicherungsanlagentechnikern der Bundesbahnen für Reisende fast unbemerkt behoben werden.

Funktioniert beispielsweise eine Weiche nicht richtig, wird zuerst der Streckenabschnitt gesperrt und die Weiche durch hin- und herbewegen mehrmals gestellt. Das passiert per Mausklick und hilft schon oft, wenn etwa ein Stein eingeklemmt ist. Nützt das nichts, wird ein Techniker aufgeboten, der binnen einer halben Stunde vor Ort sein muss. In vielen Fällen ist etwas eingeklemmt, oder es fehlt der Weiche an Schmiermittel, die Weichenheizung ist defekt oder der Kontakt zum Sensor ist verstaubt.

Dieser Artikel ist im Wynentaler Blatt Nr. 07/2016 erschienen. Texte in der Zeitung. Sie haben den Nachteil, dass man die richtige Ausgabe gekauft haben muss, um sie (nach-)lesen zu können. Egal ob es der grösste Schrott war, oder ein Glanzlicht der Weltliteratur: Verpasst man die Zeitung, ist der Text für immer weg. Aus diesem Grund lege im Goggiblog meine eigenen kleinen Perlen aus dem Wynentaler Blatt ab, von denen ich glaube sie seien erhaltenswert. Für die Ewigkeit konserviert, sozusagen.

Darum ist das Benzin so günstig, wie es ist

…oder besser: wie es war. Nachdem die OPEC-Mitlieder Ende September 2016 kleinere Fördermengen beschlossen hat, dürfte der Preis für Öl und Benzin wieder steigen. Aber wie konnte der Preis derart zerfallen. Ein Blick in die Zeitung vom 27. Januar 2015 erklärt alles:

Autofahren lohnt sich, könnte man fast behaupten. Während die Billettpreise öffentlicher Verkehrsmittel erst wieder gestiegen sind, kostet die 60-Liter- Tankfüllung im Vergleich zum Jahr 2013 bis 45 Franken weniger. Im Wynental ist das Benzin traditionsgemäss immer etwas günstiger als anderswo – das hat sich nun geändert.

Bildschirmfoto 2016-09-30 um 01.16.23Dies vorne weg: Bei Redaktionsschluss bezahlte man an den günstigsten Zapfsäulen im Mittleren Wynental für einen Liter «Bleifrei 95» 1,32 Franken. Das sind rund 50 Rappen weniger als beim Höchststand im Jahre 2013. Südlich und nördlich davon bezahlt man ein paar Rappen mehr, selbst der einstige «Preisbrecher der Nation»,wie die Garage Hüppi in Suhr während Jahren von der Boulevardpresse bezeichnet wurde, liegt deutlich über diesem Literpreis. Das Wynental galt zuletzt als Tank-Eldorado und böse Stimmen sagten zuweilen, das sei der einzige Grund, das Wynental zu besuchen.

Preiszerfall an der Grenze

Doch seit dem Euro-Absturz vor zwei Wochen hat sich dies geändert. Die Euro- (und Dollar-)schwäche erlaubte es deutschen Tankstellenbetreibern, den Preis massiv zu senken. Für gerade mal 1,10 Franken kann man derzeit in Waldshut das Auto mit Sprit versorgen. Dies zwingt nun auch grenznahe Benzinverkäufer auf Schweizer Seite die Preise zu senken. Benzintouristen planen ihre Reise nicht mehr durch das Wynental, sondern wählen eine Route in nördlicher Richtung.

So entsteht der Benzinpreis

Grundsätzlich gilt beim Benzinverkauf der freie Markt.Trotzdem korrigieren die Tankstellen die Preise augenfällig im Gleichschritt nach oben oder nach unten. So kommt es, dass der Sprit in Reinach immer drei Rappen mehr kostet als in Unterkulm und beimAutobahnanschluss Sursee Treibstoff noch einmal exakt fünf Rappen mehr kostet als im Oberwynental. Grossbetriebe begründen den Unterschied mit der Mehrleistung, die zum Beispiel für das Betreiben eines eigenen Shops zu decken sind. Kleine Tankstellen dagegen versuchen mit dem tieferen Preis konkurrenzfähig zu bleiben. Beeinflusst wird der Preis hauptsächlich durch Steuern. Minaralölsteuer, Steuerzuschlag und Importabgabe sind fix und machen mit der variablen Mehrwertsteuer schon die Hälfte des Endpreises aus. Dazu kommen Transport-, Lagerkosten und der Produktepreis selbst (30 Prozent). Interessant ist, dass die Pegelhöhe des Rheins den Preis ebenfalls mitbestimmt. Führt der Rhein nämlich wenig Wasser, können die Schiffe weniger laden – das erhöht die Transportkosten. Von den verbleibenden 20 Prozent bleibt nach Abzug der Kosten für Personal und den Betrieb der Tankanlage eine mehr oder weniger kleine Marge von rund 10 Rappen. Eine gut laufende Zapfsäule pumpt proTag gut 30’000 Liter Benzin aus dem Rüssel – es bleibt also ein ganz passabler Gewinn.

Afrikanisches Öl

Der an Schweizer Zapfsäulen bezogene Treibstoff stammt zu 60 Prozent fixfertig aus dem Ausland, das zumeist über den Rhein und per Bahn zum Beispiel von Rotterdam in die Schweiz gebracht wird. Bis nach Genf führt eine Pipeline, von wo das Flüssige auch in Tanklastwagen weitertransportiert wird. Der Rest unseres Bedarfs wird über Pipelines in Form von Rohöl von Genua und Marseille direkt in die Raffinerien in Cressier und Collombey gebracht und dort zu allerlei Treibstoff verarbeitet. Die beiden je 100 Fussballfelder grossen Anlagen können nur feines Öl aus Afrika verarbeiten, russisches oder amerikanisches Öl kann wegen seiner Konsistenz in Schweizer Raffinerien nicht gebraucht werden..

Die Ranger werden zur festen Institution

Längst ist die Hallwilersee-Region bekannt als wunderschönes Naherholungsgebiet. In den vergangenen Jahren schlug sich das auch in markant steigenden Besucherzahlen nieder.So entstand ein Projekt zum Schutze der Seeuferwege, welches nun nach erfolgreicher Testphase mindestens vier Jahre weitergeführt wird.

Best of rc. @ Wynentaler Blatt 2014 – März (1/5)

RANGERDie Stimmung im Panoramasaal des Seehotels Delphin war letztlich aufgeräumt. Bis in die Abenddämmerung wurden noch letzte Details geklärt, die den Auftrag der Ranger rund um den Hallwilersee umschreiben sollten. Zu klären war etwa, ob diese künftig Bussen verteilen dürfen, wenn beispielsweise Hundebesitzer sich nicht an die Leinenpflicht halten – was nicht selten vorkommen dürfte.Als dann die Gäste zum zweiten Teil des Abends geladen wurden, legte sich schon die Nacht über den See,doch die Gesichter der Beteiligten konnten heiterer nicht sein.

Hallwilersee für Mensch und Natur

Denn die neun Trägergemeinden, die beiden Kantone Aargau und Luzern, die Polizei – und nach dessen Gründung der «Verein Hallwilersee für Mensch und Natur», konnten sich darüber einigen, dass sich der Einsatz der Ranger rund um den Hallwilersee in den letzten drei Jahren bewährt hat und deshalb weitergeführt wird. «Ich bin sehr glücklich, dass es zur Gründung des Vereins gekommen ist, die Finanzierung ist gesichert, es kann weiter gearbeitet werden», sagte ein sichtlich zufriedener Hans Schärer gegenüber dem Wynentaler Blatt. Als Gemeindeammann von Beinwil am See war er beim Entstehen der Idee dabei und begleitete das Projekt bis heute als Präsident der Ranger-Steuerungskommission. Nun ist daraus ein Verein entstanden, dem Schärer aber nicht mehr als vorstehen will. «Für mich ist hier Schluss», erklärte dieser. Schon bei seiner Ansprache gab er zu verstehen, dass die vergangenen Jahre doch sehr zeitintensiv waren. «Ursprünglich wollten wir den Verein bereits im vergangenen Oktober gründen, doch ich habe den Aufwand unterschätzt. Nach zahlreichen Überarbeitungen und dem Berücksichtigen aller Wünsche wurde der formelle Akt heute vollzogen.»

Besucherzahl nimmt zu

«Es ist jetzt an der Zeit, frischen Kräften Platz zu machen», erklärte Schärer weiter und überlässt die Führung des Vereins dem Gemeindepräsidenten von Meisterschwanden, Ulrich Haller. Dieser betonte vor versammelter Gästeschar, dass der Hallwilersee eine Perle sei, die öffentlich zugänglich sein müsse. «Aber», präzisierte Haller später,«Die Besucherzahl nimmt stetig zu.Am vergangenen Wochenende hätten wir fast vierspurige Spazierwege gebraucht. Wir müssen zum Hallwilersee Sorge tragen und dafür braucht es Regeln.»

Sechs Ranger

Dass diese Regeln eingehalten werden, dafür sorgen sechs Ranger, die wie bisher unter der Führung von Bruno Fürst stehen. Sie werden auch künftig besonders an Wochenenden um den See patrouillieren, ganz nach dem Vorbild amerikanischer Nationalpärke. «Es sind keine Polizisten, sondern Personen, die eine Aufsichtsfunktion erfüllen. Ihnen liegt sehr viel daran, die prächtige Landschaft um den See zu erhalten», erklärte Präsident Haller.Alle sechs Ranger zusammen erfüllen knappe 100 Stellenprozente, die Arbeitsverträge werden in den nächsten Tagen undWochen noch ausgerarbeitet. «Bussen werden diese jedoch auch weiterhin keine verteilen können», präzisierte der Präsident, doch würden mit der Polizei gemeinsame Seeumgänge durchgeführt.Auch die Regionalpolizei aargauSüd war an den Verhandlungen dabei, an diesem Abend vertreten durch Leutnant Dieter Holliger.

Gemeinden und Kantone haben den Lead

Neben Ulrich Haller wird der Vorstand des Vereins komplettiert durch die Gemeinderäte Verena Christen (Birrwil), Jörg Remund (Boniswil), Christian Budmiger (Aesch), sowie Susana Geissbühler, als Vertreterin der Kantone. Das Jahresbudget liegt bei rund 100’000 Franken.Alle Träger sind an der Finanzierung des Vereins mit einem dem Seeuferanteil entsprechenden Beitrag beteiligt. In vier Jahren wird man erneut Bilanz ziehen und vielleicht liegen bis dann auch genauere Zahlen vor, wie sich der Besucherstrom am Hallwilersee entwickelt hat.

Dieser Artikel erschien im Wynentaler Blatt Nr. 9/2014.
Texte aus der Zeitung. Sie haben den Nachteil, dass man die richtige Ausgabe gekauft haben muss, um sie (nach-)lesen zu können. Egal ob es der grösste Schrott war, oder ein Glanzlicht der Weltliteratur: Verpasst man die Zeitung, ist der Text für immer weg. Aus diesem Grund erscheinen im Goggiblog meine kleinen Perlen aus dem Wynentaler Blatt. Für die Ewigkeit konserviert, sozusagen.

 

Riesenlärm um 1 Uhr nachts – und keiner merkte es

Vielleicht lag es am strömenden Regen, vielleicht verfügen die Reinacher aber einfach über einen unbiegsamen Tiefschlaf. In der Nacht vom Donnerstag auf den Freitag lärmten mehrere Motorsägen in Bahnhofsnähe, weil zwei Bäume gefällt werden mussten. Geweckt wurde davon anscheinend niemand.

Best of rc. @ Wynentaler Blatt 2014 – Februar (5/5)

baumDas Vorhaben wurde allerdings mit Flugblättern in der näheren Umgebung zum Bahnhof Reinach angekündigt. Gut möglich, dass sich die Nachbarschaft mit genügend Oropax eingedeckt hatte, damit die persönliche Ruhe nicht gestört würde.Um Punkt 1 Uhr in der Nacht wurde es nämlich laut. Ein Dieselmotor setzte eine grosse Leuchte in Betrieb, die den Arbeitsbereich von Förstern und Bahnmitarbeitern erhellen sollte. Deren Ziel war es, eine grosse Birke (und nicht etwa eine Buche, wie letzteWoche irrtümlich gemeldet) nahe den Geleisen zu fällen, ehe die abbrechenden Äste die Fahrleitungen beschädigen könnten. Dazu wurde ein langer Kran eingesetzt, der auf dem Parkplatz auf der anderen Seite der Geleise abgestellt wurde.

Strom wurde ausgeschaltet

Die Schwierigkeit lag also darin, die Stück für Stück abgetrennten Baumteile über die Drähte der WSB zu hieven. Genau aus diesem Grund musste die Aktion mitten in der Nacht durchgeführt werden. Nachdem das letzte Trämmli um 0.48 Uhr im Bahnhof Menziken einfuhr, konnte die Stromleitung für diesen Abschnitt unterbrochen werden, «Es wäre viel zu gefährlich », sagte Ueli Wanderon, Leiter der Forstbetriebe aargauSüd, «diese Arbeiten während der Betriebszeit auszuführen. Es reicht schon, in die Nähe der Stromleitungen zu kommen, um einen Schlag zu riskieren».

Ein Strunk bleibt stehen

Per Funk verbunden, koordinierten der Kranführer und der Mann im Baum die Schritte, die auszuführen waren. Erschwerend kam der Regen dazu, der just um 1 Uhr einsetze und während der ganzen, fast zweistündigen Aktion von allen Beteiligten Durchhaltevermögen abverlangte. Zuschauer gab es nicht viele. Die unmittelbar betroffenen Baumbesitzerinnen liessen sich das Spektakel nicht entgehen, aber ansonsten blieben Fenster geschlossen und auch über Beschwerden bei der Polizei fehlt bis heute jede Meldung. «Wie alt er wohl ist?» wollten Baumbesitzerin Brigitte Amstutz und ihre Freundin Rita Boog über die alte Birke wissen, um welche sich zentimeterdicke Efeu-Äste schlängelten. Die Begutachtung durch den Förster brachte nicht nur das Alter von rund 70 Jahren zutage, sondern auch die Tatsache, dass der Baum langsam morsch wurde. Damit war auch klar, dass der Entscheid, den Baum zu fällen, sicher nicht verkehrt war. Immerhin, ein etwa zwei Meter hoher Strunk bleibt stehen. Weil die Arbeiter schon da waren, schnitten diese auch noch einen Bergahorn weg, den in ein paar Jahren das gleiche Schicksal ereilt hätte. Gegen 3 Uhr in der Früh war das Spektakel vorbei und die Nacht hatte ihre gewohnte Ruhe wieder zurück.

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Dieser Artikel erschien im Wynentaler Blatt Nr. 9/2014.
Texte aus der Zeitung. Sie haben den Nachteil, dass man die richtige Ausgabe gekauft haben muss, um sie (nach-)lesen zu können. Egal ob es der grösste Schrott war, oder ein Glanzlicht der Weltliteratur: Verpasst man die Zeitung, ist der Text für immer weg. Aus diesem Grund erscheinen im Goggiblog meine kleinen Perlen aus dem Wynentaler Blatt. Für die Ewigkeit konserviert, sozusagen.

 

«Man muss schwach sein, um seine Stärken zu kennen»

Bei der traditionellen Auswahl der Kartensujets der Stiftung Lebenshilfe im Februar, stand einerseits ein bestimmtes Thema im Vordergrund, zum anderen war die Kreativität der Klienten gefragt. Die Karten zum Thema «Sport» werden an gegen 9000 Adressen versandt – ausgewählt wurden sie von einer prominenten Jury.

Best of rc. @ Wynentaler Blatt 2014 – Februar (4/5)

hochuliDen rund 60 Zeichnungen, die an den Wänden der Stiftungsräumlichkeiten hingen, war die pure Lebensfreude der Zeichnenden anzusehen. Beim Thema Sport waren natürlich die Olympischen Spiele oft Thema, aber ganz besonders waren die Künstler von allen möglichen Ballsportspielen angetan. Fussbälle, die hundertfach ins Tor flogen, Federbälle, und ein Basketball schafften es schliesslich in die Kränze und werden bald als Kunstdruck an 9000 Adressaten verschickt. Nach einer Auswahl von zehn Arbeiten durch das zahlreich erschienene Publikum war es schliesslich eine prominent besetzte Jury, welche die drei besten Arbeiten küren durfte.

Politisch und fachlich korrekt

Damit die Wahl politisch korrekt verlaufe, könne man auf die Dienste von Regierungsrätin Susanne Hochuli zählen, sagte Geschäftsführer Martin Spielmann bei der Vorstellung der Jury. Als Vertreter der Wirtschaft nahm Grossrat Andreas Glarner Einsitz in das wichtige Gremium und den künstlerischen Aspekt hielt Malerin Vreni Würsch im Auge. Komplettiert wurde die Jury durch Martin Aeschbach, Renate Annen und Monica Künzler von der Stiftung Lebenshilfe. Die Wahl der besten Zeichnungen sei ihnen nicht leicht gefallen, sagten die drei Erstgenannten später bei der Vorstellung der Siegerarbeiten. Die Gewinner Kadir Uysal, Damaris Gloor und ein überschwänglich glücklicher Beat Weber hätten in ihren Arbeiten «Ziele erkannt, die mehrfach erreicht werden können», wie es etwa Vreni Würsch erklärte. Susanne Hochuli resümierte mit einem Leitsatz, der auch an ihrer Bürowand zu lesen sei: «Man muss schwach sein, um seine Stärken zu kennen.»

Breakdance-Schnellkurs

Ein ganz besonderer Höhepunkt war schliesslich der als Pausenfüller gedachte Auftritt der «Stumble Crumble Crew». Nachdem die Breakdancer ihre atemberaubende Akrobatik unter Beweis stellten, boten sie den Zuschauern einen Breakdance-Schnellkurs. Spontan traute sich auch eine Vielzahl Klienten aufs Parkett und zeigten ein paar überraschende «Moves». Gestärkt durch einen reichhaltigen Apéro, der ebenfalls unter dem Thema «Sport» stand, fiel die sportliche Höchstleistung natürlich besonders leicht.

lebenshilfe

Dieser Artikel erschien im Wynentaler Blatt Nr. 9/2014.
Texte aus der Zeitung. Sie haben den Nachteil, dass man die richtige Ausgabe gekauft haben muss, um sie (nach-)lesen zu können. Egal ob es der grösste Schrott war, oder ein Glanzlicht der Weltliteratur: Verpasst man die Zeitung, ist der Text für immer weg. Aus diesem Grund erscheinen im Goggiblog meine kleinen Perlen aus dem Wynentaler Blatt. Für die Ewigkeit konserviert, sozusagen.