Der talentierte Julian Rappo

Für sich entdeckt hat Julian Rappo das Malen, nachdem er auf Youtube Videos von Spacepainting- Künstlern gesehen hat. So wagte der Gontenschwiler letzten Sommer einen ersten Versuch und erschafft heute Bilder, als hätte er in seinem Leben nichts anderes gemacht.

Best of rc. @ Wynentaler Blatt 2014 – Januar (5/5)

Er wirkt ruhig, unaufgeregt, der 19-jährige Schüler aus Gontenschwil. Seine Art drückt sich auch auf den Bildern aus, die er auf dem Esstisch zur Präsentation ausgelegt hat. Es sind so genannte «Spacepaintings», die deshalb so heissen, weil in den Sujets oft Planeten und Himmelsgestirne zu sehen sind. «Ich zeichne aber auch oft Gebirgszüge, Landschaften oder Bäume, dann ist es eigentlich kein Spacepainting mehr».Also eine Art Weiterentwicklung. Wenn man bedenkt, dass Julian Rappo erst im Sommer angefangen hat, Bilder dieser Art zu malen, muss dem Schaffen ein grosses Talent zu Grunde liegen.

Wenig Material

Um Spacepaintings zu zeichnen, wird wenig Material benötigt: Als Unterlage bietet sich Fotopapier oder Glanzkarton an. Etwa ein Dutzend Spraydosen gehören zum Grundbedarf. Synthetische oder Acrylfarben würden sich eignen, sagt Julian, Billigfarben eher nicht. Ausserdem brauche er einen Papierteller für die Planeten, einen Schwamm für Sträucher und Bäume. Gerade Linien zeichnet der Sprayer schliesslich mit Kartonresten. «Manchmal brauche ich auch die Finger, zum Beispiel um die Sterne zu zeichnen». Eine simple Sache, so scheint es, doch ganz talentfrei darf man nicht sein. «Meine ersten Versuche waren schon ganz passabel und sie wurden schnell besser.» Tatsächlich: Die Nachtlandschaft mit dem gewaltigen Mond am Sternenhimmel ist ein Bild, das sich an mancher Wohnungswand gut machen würde.

Zuerst die Schule

Der junge Mann kann sein Handwerk so gut, dass er einige seiner Bilder schon verkaufen konnte. «Vielleicht mache ich auch mal grössere Bilder», sagt er und zeigt auf den Esstisch. «Diese im A3- Format sind für 20 oder 30 Franken weggegangen ». Sein Ziel sei es aber nicht, dereinst von der Malerei leben zu können. Nach der Bezirksschule steckt er nun im dritten und letzten Jahr der Fachmittelschule (FMS) und ist nach Abschluss dieser Ausbildung im Besitz der Fachmatura. Er möchte sich später im sozialen Bereich engagieren und könnte sich eine Stelle als Primarlehrer vorstellen. «Aber zuerst hänge ich die Fachochschule an und dann sehen wir weiter.» Auf einer Facebook-Seite präsentiert sich Julian Rappo dennoch. Unter www. facebook.com/myspacepaintings kann man auch Kontakt zum jungen Künstler knüpfen. «Auftragsarbeiten habe ich noch keine gemacht, aber mit mir kann man reden».

Ausgleich zum Lernen

Wieder drückt die angenehme, ruhige Art des Julian Rappo durch. «Das Zeichnen», sagt er, «ist ein Ausgleich zum Lernen und zur Schule und es soll vor allem Spass machen». Er male nicht nach einem bestimmten Plan. Wenn er dazu Lust habe und das Wetter stimmt, holt er die Kiste mit den Spraydosen und malt. «Etwa eine halbe Stunde brauche ich für ein Bild dieser Grösse», erzählt Julian und streckt eine, seiner Fantasie entsprungene Berglandschaft in die Luft. Er zeichnet keine realen Sujets ab, darin liege auch ein bisschen das Geheimnis des Spacepaintings: Man kann die Welt so zeichnen, wie man sie haben will. Eine sehr schöne Welt, die uns Julian Rappo zeigt.

rappo
 

Dieser Artikel erschien im Wynentaler Blatt Nr. 8/2014.
Texte aus der Zeitung. Sie haben den Nachteil, dass man die richtige Ausgabe gekauft haben muss, um sie (nach-)lesen zu können. Egal ob es der grösste Schrott war, oder ein Glanzlicht der Weltliteratur: Verpasst man die Zeitung, ist der Text für immer weg. Aus diesem Grund erscheinen im Goggiblog meine kleinen Perlen aus dem Wynentaler Blatt. Für die Ewigkeit konserviert, sozusagen.

 

Danke Davide Callà

callàEin Abschied der schmerzt, ein Abschied der aber unter den gegebenen Umständen verstanden werden kann. Wenn ein 30-jähriger Spieler wie Callà, nach einer Verletzungsgeschichte wie die seine, eine Anfrage vom grossen FC Basel bekommt, kann – ja darf er sie nicht ausschlagen. Man mag sagen: Geld regiert den Fussball – auch das stimmt. Weil eine Profikarriere nur in dem Fall bis 35 dauert, wenn nicht vorher eine Verletzung eintritt, spricht nichts dagegen, die wenigen sich bietenden Chancen zu packen.

Davide ist in den knapp zwei Jahren in Aarau stets loyal gewesen, er hat sich identifiziert mit seinem Club und hat auf dem Spielfeld alles gegeben. Er ist ein Profi durch und durch, versteht sich auszudrücken und trat auch nach ärgerlichen Niederlagen vor die Mikrophone. Er brachte ein bisschen Glamour nach Aarau, sang für den Blick, fror für 20minuten. Die Präsenz auf den People-Seiten war uns sicher – auch das gehört zur Show.

Wir verlieren zwar einen grossartigen Spieler und eine sympathische Persönlichkeit, aber wir gewinnen die Erkenntnis, dass das „System FC Aarau“ funktioniert und für den Schweizer Spitzenfussball wichtig ist – auch wenn manche lieber einen nobleren Club in der Super League sähen: Der FC Aarau ist Sprungbrett für junge Talente, eine Chance für Langzeitverletzte, ein Ort wo man spielen kann, statt auf der Ersatzbank eines Grossclubs vergessen zu werden.

Ich freue mich für Davide, dass ihm diese Chance geboten wird, ich hoffe er wird sie packen können. Und ich freue mich auf Stephan Andrist, der nicht als Lückenbüsser kommt, sondern als einer der Schnellsten auf Schweizer Fussballplätzen, als einer, der die Chance bekommt sich zu zeigen und zu beweisen.

Fuji-Fotobuch-Test: Note „Wow“

Ich hatte mal wieder Gelegenheit ein Fotoprodukt von Fuji auszuprobieren. Das war heuer das dritte Mal und ich bin schon langsam ein Fachmann, was Fuji-Produkte angeht.  Beim Fotobuch vor zwei Jahren und beim  Mosaik-Bild im letzten Jahr gab es jeweils einen Abstrich zu verzeichnen: Das Fotobuch war viel zu teuer und die Gestaltung eines Mosaik-Bildes setzte einen bezahlten Flickr-Account voraus. In beiden Punkten scheint meine damalige Kritik Wirkung gezeigt zu haben.

fuji-BuchFuji hat eine Bestellsoftware entwickelt, die es erlaubt die verwendeten Bilder zuerst als Vorschaubilder anzuordnen und erst zuletzt an Fuji zu senden. Die Installation der Software braucht zwar eine Weile – das ist bei allen anderen Anbietern aber auch der Fall – Fuji punktet mit einer schnellen Anzeige und einem integrierten Datei-Manager. Ich habe mir zuvor trotzdem einen Ordner angelegt, mit den Bildern die ich verwenden wollte. Bei 80 Ordnern und über 10’000 Bildern verliert man bei jeder noch so geordneten Anzeige schnell die Übersicht.

Ist das gewünschte Buchformat und die Bilder ausgewählt, lässt man die Software erst mal alles automatisch anordnen. Auch das geht sehr schnell und grundsätzlich lässt sich auf diese Weise ein Fotobuch innerhalb weniger Minuten fertig stellen.

Wählt man die entsprechende Option stellt die Software die Anzahl Bilder pro Seite und die Anordnung der Bilder auf abwechslungsreiche Weise zusammen und es entsteht ein lebhaftes Buch. Aber natürlich lässt sich auch alles von Hand bearbeiten. Da ich mich für einen fotografischen Jahresrückblick entschieden habe, wollte ich mene Bilder nach Themen gruppieren: Arbeit, Fussball, Familie, Natur, Technik. Mit der Drag&Drop-Funktion ist das ein Kinderspiel. Man kann die Bilder erneut automatisch anordnen lassen, man kann aber auch selber Kreativität zeigen. Weil nur mit Vorschaubildern gearbeitet wird, geht das rasend schnell. Stimmt etwas nicht mit dem Bild – wenn etwa die Auflösung zu gering ist – warnt das Programm, lässt aber – und das ist erfreulich – eine Platzierung dennoch zu. Da habe ich schon Programme erlebt, welche die Verwendung des Bilds verweigert haben, oder den Geist gleich ganz aufgegeben haben und abgestürzt sind.

Derlei Probleme hat man mit der neusten Version der Fuji-Software nicht. Die Suche nach Updates beim Programmstart mag etwas mühsam erscheinen, aber dafür hat man ein stabil laufendes Programm. Erst wenn das Buch fertig gestaltet ist, geht es dann ans hinaufladen. In meinem Fotobuch im A4-Format hat es 320 Fotos, die sich auf 88 Seiten verteilen. Der Upload dauert entsprechend eine Weile. Abgeschlossen habe ich die Bestellung am Sonntag, die Versandbestätigung des Labors erhielt ich am darauf folgenden Freitag. Der Pöstler schliesslich läutete am Mittwoch – also 10 Tage nach Bestellaufgabe.

Diese eher lange Lieferzeit ist sicher auf die erhöhte Auftragslage zurück zu führen, denn Fotogeschenke sind besonders in dieser Jahreszeit eine tolle Sache. Die Qualität stimmt, wie bei den Bestellungen zuvor, zu 100%. Farben, Schärfe, die ganze Verarbeitung des Buches ist absolut Top. Die 88 Seiten dicke Einzelanfertigung kostet knapp 100 Franken plus Versandkosten – also nicht viel mehr als ein Bildband im Bücherladen in gleicher Qualität. Nur eben gefüllt mit eigenen, persönlichen Bildern. Ich habe grosse Freude am „Jahresrückblick“ und die beste Ehefrau von allen hat es zur Freude ihrer Arbeitskolleginnen schon weit herum gezeigt.

Mein Fazit: Fuji bietet eine stark verbesserte Bestellsoftware, Preise deutlich tiefer als vor zwei Jahren für ein ähnliches Produkt, und als Resultat ein Fotobuch in Top-Qualität. Test-Note: „Wow“!

Positives von der Post – bitte melde dich

pttDem Beobachter ist aufgefallen, dass bei der Schweizerischen Post auffällig viele Langzeitkranke bei erstbester Gelegenheit gekündigt wird. Er berichtet von verschiedenen Personen, die teilweise Jahrzehnte im Bundesbetrieb angestellt waren und nun in kürzester Zeit wie eine heisse Kartoffel fallen gelassen wurden. Weil sie in einer Lebenskrise sind, sich verletzt haben oder eine langwierige Krankheit nicht mehr los werden. Auch wenn sich die Post im legalen Bereich bewegt, ist es für den einst als sozialen Arbeitgeber bekannten Betrieb mehr als peinlich, dass der schnellstmögliche Kündigungstermin wahrgenommen wird. Reintegration? Respekt vor dem Alter? Berücksichtigung langjähriger Treue? Nicht bei der Post.

Das ging mir vor sieben Jahren nicht viel anders. Eine Depression, hervorgerufen durch Trennung und Verlustängste, kam der Post sehr gelegen. Schliesslich musste man ohnehin zwei, drei „teure“ Mitarbeiter loswerden und an deren Stelle ungelerntes und damit billigeres Personal einsetzen. Die Leiter der Zustellregionen hatten damals klare Vorgaben diesbezüglich. 21 Jahre war ich immer da, selbst in den Ferien half ich aus, wenn einer ein „Bobo“ hatte. Alles nichts Wert. Den letzten Brief habe ich an einem Samstagmorgen in der Buhalde in Suhr zugestellt – übrigens einen Tag nach meiner Entlassung. Wegen zu wenig Personal.

Ich will wirklich nicht auf alten Geschichten rumreiten. Wenn man es im Ganzen betrachtet, kann ich mich heute glücklich schätzen, ist es gekommen wie es gekommen ist. „Sei froh, bist du micht mehr bei der Post“, wird mir  ständig gesagt. So oft, dass ich Mäuschen gespielt und ich mich umgehört habe. Fazit: So schlimm wie damals ist es nicht. Es ist noch viel schlimmer.

Als Arschkriecher hat man es besonders leicht, sagt man. Das gepflegtere Wort ist „Opportunismus“. Als ich 20 Jahre alt war konnte ich jederzeit und trotz Schicht an jedes Spiel meines Lieblingsvereins. Meine damaligen Chefs waren sportbegeistert und wenn ein Angestellter etwas mit Sport zu tun hatte, ging nahezu alles. Das hat sich bis heute nicht geändert, nur dass sich die Profiteure des Systems in einer schier unappetitlichen Art bei Vorgesetzten anbiedern. Da erfahre ich zum Beispiel von Mitarbeiterin Anita und Mitarbeiter Beni. Beide unzufrieden mit ihrer Arbeit, flippen sie binnen weniger Wochen wegen der Überlastung aus. Anita, seit 20 Jahren bei der Post, verliert den Job. Beni hat einen Wunsch frei und wird nach wenigen Stunden versetzt. Wie konnte das passieren? Vielleicht, weil Beni seit Neustem im gleichen Turnverein turnt wie der Chef? Vielleicht, weil Anita übergewichtig ist und von Sport etwa so viel hält wie Miley Cyrus von Kleidern? Wir wissen es nicht.

Da wo Beni heute arbeitet, sind auch andere Menschen angestellt, die ihre Ferien schon vor einem halben Jahr eingetragen haben. Weil es zu Überschneidungen kam, musste Mitarbeiterin Conny, seit 14 Jahren bei der Post, zurück stecken. Vordergründig, weil sie keine Kinder im schulpflichtigen Alter mehr habe. Der wahrere Grund dürfte mit der Aussage von Beni an Conny zu tun haben: „Du kannst ja kündigen wenn es dir nicht passt“. Auch Mobbing ist allgegenwärtig.

Bis heute konnte mir noch niemand eine wirklich positive Geschichte zum Thema Post erzählen und der Beobachter hat wohl recht. Die Kommentarfunktion ist offen, vielleicht werden wir ja noch eines Besseren belehrt.

War das ein Jahr!

Mein einziger Vorsatz für das Jahr 2012 war, das neue Jahr zum besten von allen zu machen. Das Gute an solch schwammigen Vorsätzen ist, dass sie leichter einzuhalten sind – man kann es ja auslegen wie man will. Dass es dann aber gleich so gut werden würde, hätte ich nicht gedacht.

 

Am 15. Februar haben Anuschka und ich geheiratet. Festschmaus im McDonalds inklusive. Zu diesem Zeitpunkt kannten wir uns exakt 131 Tage, doch bestand nie nur ein Hauch eines Zweifels, dass dies nicht der richtige Weg sein würde. Liebe auf den ersten Blick, endlich angekommen zu sein, das Gefühl zu Hause zu sein! Dazu kommen weit weltlichere Vorteile wie ein warmes Daheim, der sichere Hafen, eine blitzgescheite, intelligente Frau und die rattenscharfe Figur. Meine Frau gab mir Auftrieb, Selbstvertrauen und Sicherheit, Dinge, die das beste Jahr von allen erst möglich machten. So schenkte sie mir nur zwei Wochen nach der Hochzeit eine Begegnung mit Lucio Dalla. Als wir nach Luzern fuhren sagte sie noch zu mir: „Man weiss ja nie, ob es die letzte Gelegenheit ist, den Mann zu sehen“. Die Musik von Lucio Dalla begleitete mich immerhin mein ganzes Leben lang. Zu jeder Stimmung, zu jedem Bild, für jeden Kummer und für jede Freude, kenne ich ein Lied von ihm. Seine warme Stimme spendet Trost und Freude zugleich. Und ich sagte zu meiner Frau: „Du hast recht“ und flog mit ihr auf die Bühne und sang das Liebeslied „Caruso“. Nur zwei Tage nach dem Konzert starb Lucio Dalla.

 

In diesem Jahr gingen ohnehin viele, die uns alten Säcke begleitet haben. Whitney Houston, Timo Konietzka, Walter Roderer, Kurt Felix, Robin Gibb, Walo Lüönd, Leon Schlumpf, Scott McKenzie, Neil Armstrong, Richi Bucher, Otto Stich, Dirk Bach, Larry Hagmannn, Jack Klugmann. Sie alle erinnern uns an die eigene Sterblichkeit, an den Moment, in dem andere unsere Namen in einem Rückblick notieren werden. Unvergessen deshalb auch meine Mama, die nun schon zwei Jahre nicht mehr da ist. Und Eric, dessen Herz im Jahr davor einfach stehen blieb. Niemals würde ich ewig leben wollen, denn der Preis dafür wäre, immer alle gehen zu sehen. Wer könnte das aushalten!

 

Wir sprachen vom besten Jahr von allen. Da wäre zum Beispiel der FC Aarau zu erwähnen. Längst ein unwegknickbares Element in meinem Leben. Seit über zwei Jahren darf ich die Pressearbeit für meinen Lieblingsclub erledigen und habe zahlreiche tolle Begegnungen erleben dürfen. Ottmar Hitzfeld war sicher der berühmteste, aber daran beteiligt gewesen zu sein, die ganze Mannschaft aus dem Jahre 1985 zusammen zu trommeln, war auch ein ganz tolles Erlebnis. Das Weihnachtsessen mit dem ganzen Team und dem Staff war dann so was wie der Familienschlauch. Mein Schaffen als Pressemensch ist nun so weit gereift, dass ich viele Medienleute kennenlernen durfte und meine Arbeit weitum anerkannt wird. Ich habe mich dem Verband der Sportjournalisten angeschlossen und 1. Juni 2012 erschien mein erster Artikel im „Wynentaler-Blatt/Euses Blättli“. Dass es soweit kommen konnte, verdanke ich meiner lieben Frau, die jemanden kannte, der jemanden kannte, der jemanden suchte. Frieda Steffen ist im Suhrental eine Institution und mir kam die grosse Freude zuteil, sie in ihrem Gebiet unterstützen zu dürfen. Unglaublich, dass wir einander erst 43 Artikel später zu ersten Mal persönlich begegneten. Noch bevor dies geschah, empfahl sie mich dem Chefredaktor und dem Verleger der Regionalzeitung und seither habe ich meinen Traumjob im Sack.

 

Dieser Job löste und löst wie eine Welle anderer Dinge aus: Die beste Frau von allen muss nicht mehr 100% arbeiten gehen und ihr wird die Stelle im Solothurnischen genügen, damit wir alle Fünf über die Runden kommen. Sie hat bezüglich Arbeitsstelle einen Spiessrutenlauf hinter sich, bei dem die beteiligten Amtsstellen mehrheitlich das waren, was sie am besten können: Inkompet. Unglaublich, wie viel Arbeit alleine durch gegenseitiges Abschieben entsteht. Wäre nicht das vorbildliche Verhalten eines Betonmischers gewesen, der Bürokratie würde heute noch Vorschub geleistet.

 

Zur an diesem Ort zusammengefügten Familie Conoci gehören übrigens nicht nur Remo, Anuschka und Renato, sondern auch Katze Cheyenne und Kater Jesse James. Letzterer gesellte sich im Sommer zu uns. Renato zähle ich selbstverständlich auch „dazu“. Immerhin an 119 Tagen war er hier und ich habe jede einzelne Sekunde mit ihm genossen. Selbst dann, wenn er seine pubertären Launen ungefiltert an uns ausliess. Oder wenn er kurz vor Mitternacht entschied, morgen weder zur Schule, noch zur Mutter nach Hause gehen zu wollen. Wo soll man sein wie man ist, wenn nicht zu Hause? Und das zu Hause muss ja nicht an einem einzigen Ort sein, sondern ist da, wo das Herz ist. Dank dem guten Zusammensein und den hübschen kleinen Jobs die wir erledigen dürfen, kommt das mit der Kohle im neuen Jahr hoffentlich auch wieder ins Lot. Weil nämlich alles viel besser ist als vorher, sind auch Termine auf Ämtern und all das Zeug kein so grosses Problem mehr.

 

Es bleibt noch zu Danken, den zahlreichen Engeln, denen ich begegnen durfte. Michi, Dany, Tosci, Patrick, Marcel, Beat, Frieda und noch ein paar andere. Auf dass das neue Jahr zum besten von allen wird

Bilder: Hochzeitsessen im McDonalds, Lucio Dalla, FCA-Familientreffen mit Davide Callà und Alain Schultz, mein erster Wynentaler-Artikel, meine beiden zweibeinigen Schätzelis, Kater Jesse James.

Ehrlichkeit ist das was übrig bleibt, wenn der Rest unter den Teppich gekehrt ist.

Vor den Regierungs- und Grossratswahlen 2012 im Kanton Aargau fallen zwei kleine Gruppierungen auf, die den Wahlkampf aufmischen wollen. Parteimitglieder sind mehrheitlich unzufriedene oder heimatlose Politiker, die mit ihrer einstigen Partei das politische Heu nicht mehr auf der selben Bühne haben. Besser wäre es ohnehin, es gäbe gar keine Parteien mehr.

Es gibt immer weniger Menschen, die politisch aktiv sind. Einige Parlamentarier des Nationalrats denken sogar laut über einen Profi-Betrieb wie beim Fussball nach und hegen Absichten, das Hobby zum Beruf zu machen. Politiker zu werden scheint nämlich an Attraktivität verloren zu haben, nachdem Burnouts selbst bei der SVP auftreten, welche das Phänomen jahrelang als IV-Betrug bezeichnete. Weil auch die SP von ihrer Familienpolitik abrückt und langsam zur Frauenpartei wird, verwahrlosen einst eiserne Verfechter linker und rechter Überzeugungen im Nichts. Dazu passend der Slogan der SLB: „Nicht links, nicht rechts – sondern vorwärts“ – wo auch immer das sein soll.

SLB steht für „Sozial Liberale Bewegung“. Die politische Ungenauigkeit zeigt sich bei den Parteimitgliedern: Beat Leuenberger gehörte einst der SVP an, Ricardo Lumengo war Mitglied der SP. Ihre Gemeinsamkeit findet sich bei ihrem nicht ganz freiwilligen Abgang bei der jeweiligen Partei: Lumengo soll bei seiner Wahl in den Nationalrat gemogelt haben, Leuenberger wird verdächtigt bei der SVP eine interne Schlammschlacht inszeniert zu haben, nachdem er nicht mehr als Grossratskandidat aufgestellt wurde. Nun finden sich quasi Hinz und Kunz bei der „Partei der Heimatlosen“, wie die SLB schon scherzhaft genannt wurde.

Desorientierte können sich auch der DPS anschliessen, die „Direktdemokratische Partei“ die sich auch „soziale Haimatpartei“ nennet. Gründer der Partei Ignaz Baerth ist ein bekennender Rechtsradikaler und verliess die SVP im Streit – damit hätte ich noch nicht einmal ein Problem. Vielmehr ist die Verwirrung gross, wenn die DPS „für freie Meinungsäusserung“ eintritt, mir bei Facebook aber den Kommentar weglöscht, in dem ich Portraitbilder aus dem Biergarten und den militärischen schriftzug im Logo kritisierte. Als ich nachfragte wurde mein Zugang auf die Seite gesperrt… Das sind schon Zustände wie bei einem Fernsehsender den ich kenne.

Die Frage ist: Wem kann man noch trauen?

Als Wähler habe ich den Eindruck, mit den neuen Parteien sei der Politlandschaft nicht wirklich gedient. Und mit dem Zerfall der alten Parteien auch nicht. Ob es etwas bringt mit der Faust im Sack Politik zu betreiben und Begriffe wie „Sozial“ und „Meinungsfreiheit“ je nach Bedarf zu verbiegen, ist so eine Sache. Andererseits bringt es nichts, eigene (linke, mittlere und rechte) Denkweisen aufzuweichen, um möglichst viele Stimmen zu bekommen – um dann doch am Volk vorbei zu politisieren. Die von allen Seiten hochgehaltene Ehrlichkeit bleibt da ein bisschen auf der Strecke, wenn die Hälfte unter den Teppich gekehrt wird.

Es bleibt mir deshalb nur noch, Köpfe zu wählen. Die Listen 1-12 der Grossratswahlen im Kanton Aargau sind schon zu Notizpapier verarbeitet worden –  geblieben ist nur die leere Liste. Von den Genannten in diesem Artikel kommt da aber keiner drauf.

Die SP mag keine geschiedenen Väter

Soeben habe ich bei Politnetz.ch eine Grafik entdeckt, die mich schockiert hat. Bei der Frage nach der rückwirkend zu erteilenden elterlichen Sorge stimmte praktisch das ganze Parlament zu Gunsten der Gleichbehandlung. Nur die SP – Familienpartei, sozial engagiert und für die Rechte der Kleinen einsetztend – will nichts von gleiche Rechte für Väter wissen: Die SP mit der höchsten Enthaltungsquote und dem grössten NEIN-Anteil. Bei Lohngleichheit und Frauenquoten steht die SP sofort auf dem Teppich und die Väter werden quasi jetzt zum Ausgleich bestraft, weil es ja Männer sind? Damit ist die SP unwählbar geworden.

Worum ging es? Väter oder Mütter, die bei der Scheidung auf das Sorgerecht für ihre Kinder verzichten mussten, sollen dies bald ändern können. Der Nationalrat hat beschlossen, dass die gemeinsame elterliche Sorge auch rückwirkend der Normalfall sein soll. Der Entscheid fiel mit 109 zu 63 Stimmen bei 1 Enthaltung. Der Nationalrat will mit der Revision des Zivilgesetzbuches getrennten oder geschiedenen Eltern im Normalfall das gemeinsame Sorgerecht für die Kinder zuteilen. Nun beschloss er, bereits geschiedenen Vätern und Müttern zu ermöglichen, rückwirkend das gemeinsame Sorgerecht zu beantragen – egal, wie lange die Scheidung her ist. In der Gesamtabstimmung hiess der Nationalrat die Gesetzesänderungen zum Sorgerecht schliesslich deutlich mit 151 zu 13 Stimmen bei 9 Enthaltungen gut. Die Eckwerte der Vorlage hatte er bereits am Dienstag festgelegt.

Bleiben noch zwei Fragen: wo kann ich das Sorgerecht beantragen und welche Partei soll ich Zukunft wählen? – Bei Politnetz.ch gibts zahlreiche Filter und Optionen, die anschaulich zeigen, wer bei welchem Geschäft wie abgestimmt hat.

Gmail-Spam bei Gmail

Vor zwei Tagen erreichte mich eine E-Mail die mir Sorgen bereitet. Jedenfalls wenn ich nur Hindu sprechen würde. Oder Schwedisch. Als Beherrscher der deutschen Sprache verstehe ich natürlich, dass mein Posteingang nicht systematisch beseitigt wird, falls ich den Empfang der E-Mail aufhänge!

Das beste ist: Die E-Mail gibt vor von Gmail zu stammen, dem Konto bei dem ich angemeldet bin. Obwohl es sich offensichtlich um Spam handelt, versagten ausgerechnet bei dieser E-Mail die Mechanismen von Gmail. Der Brief landete im ordentlichen Posteingang – und bot immerhin Gelegenheit ein bisschen zu schmunzeln.

Damit Google diesen Artikel nicht als Spam markiert, poste ich den Inhalt der E-Mail lieber als Bild 🙂

SBB vergisst Zug in Oberentfelden

Fahrplanmässig fuhr der Zug in Zofingen um 08.18 Uhr los, klapperte die Kleinsthaltestellen auf dem Weg nach Suhr ab, ehe es weiter nach Lenzburg gehen würde.

Doch kurz vor Oberentfelden bleibt die Komposition unvermittelt stehen. Zunehmend ungeduldig schauen die Passagiere aus dem Fenster – doch auch das half nicht den Zug in Gang zu bringen. Nach einer gefühlten Ewigkeit ging’s dann doch noch weiter – die unverständliche Durchsage konnte die Passagiere nicht beruhigen und vor allem nicht mehr rechtzeitig nach Suhr bringen, denn der Anschluss war längst weg, Termine in Aarau so gut wie geplatzt. Zeit genug, beim Zugsführer nachzufragen was denn los war.

„Sie haben uns vergessen“ erzählt der Chauffeur – Bitte was? „Ich habe in die Zentralen nach Aarau und Olten angerufen, dann sagten sie mir, sie hätten vergessen die Ampel auf grün zu stellen“, fährt der Lokführer fort. Und: „Das passiert öfter“.

Na Super. Spätestens von der nächsten Preiserhöhung erwarte ich, dass den Schlafmützen in Aarau und Olten ein Wecker gekauft wird. Und was die SBB angeht, bin ich mal auf die Antwort des Kundendienstes gespannt…

Wetterleuchten

Was wir gerne als Wetterleuchten bezeichnen, sind ja eigentlich nichts anderes als Gewitter. Mit etwas Geduld und langer Verschlusszeit fängt man aber auch ein paar Blitze ein.