Positives von der Post – bitte melde dich

pttDem Beobachter ist aufgefallen, dass bei der Schweizerischen Post auffällig viele Langzeitkranke bei erstbester Gelegenheit gekündigt wird. Er berichtet von verschiedenen Personen, die teilweise Jahrzehnte im Bundesbetrieb angestellt waren und nun in kürzester Zeit wie eine heisse Kartoffel fallen gelassen wurden. Weil sie in einer Lebenskrise sind, sich verletzt haben oder eine langwierige Krankheit nicht mehr los werden. Auch wenn sich die Post im legalen Bereich bewegt, ist es für den einst als sozialen Arbeitgeber bekannten Betrieb mehr als peinlich, dass der schnellstmögliche Kündigungstermin wahrgenommen wird. Reintegration? Respekt vor dem Alter? Berücksichtigung langjähriger Treue? Nicht bei der Post.

Das ging mir vor sieben Jahren nicht viel anders. Eine Depression, hervorgerufen durch Trennung und Verlustängste, kam der Post sehr gelegen. Schliesslich musste man ohnehin zwei, drei „teure“ Mitarbeiter loswerden und an deren Stelle ungelerntes und damit billigeres Personal einsetzen. Die Leiter der Zustellregionen hatten damals klare Vorgaben diesbezüglich. 21 Jahre war ich immer da, selbst in den Ferien half ich aus, wenn einer ein „Bobo“ hatte. Alles nichts Wert. Den letzten Brief habe ich an einem Samstagmorgen in der Buhalde in Suhr zugestellt – übrigens einen Tag nach meiner Entlassung. Wegen zu wenig Personal.

Ich will wirklich nicht auf alten Geschichten rumreiten. Wenn man es im Ganzen betrachtet, kann ich mich heute glücklich schätzen, ist es gekommen wie es gekommen ist. „Sei froh, bist du micht mehr bei der Post“, wird mir  ständig gesagt. So oft, dass ich Mäuschen gespielt und ich mich umgehört habe. Fazit: So schlimm wie damals ist es nicht. Es ist noch viel schlimmer.

Als Arschkriecher hat man es besonders leicht, sagt man. Das gepflegtere Wort ist „Opportunismus“. Als ich 20 Jahre alt war konnte ich jederzeit und trotz Schicht an jedes Spiel meines Lieblingsvereins. Meine damaligen Chefs waren sportbegeistert und wenn ein Angestellter etwas mit Sport zu tun hatte, ging nahezu alles. Das hat sich bis heute nicht geändert, nur dass sich die Profiteure des Systems in einer schier unappetitlichen Art bei Vorgesetzten anbiedern. Da erfahre ich zum Beispiel von Mitarbeiterin Anita und Mitarbeiter Beni. Beide unzufrieden mit ihrer Arbeit, flippen sie binnen weniger Wochen wegen der Überlastung aus. Anita, seit 20 Jahren bei der Post, verliert den Job. Beni hat einen Wunsch frei und wird nach wenigen Stunden versetzt. Wie konnte das passieren? Vielleicht, weil Beni seit Neustem im gleichen Turnverein turnt wie der Chef? Vielleicht, weil Anita übergewichtig ist und von Sport etwa so viel hält wie Miley Cyrus von Kleidern? Wir wissen es nicht.

Da wo Beni heute arbeitet, sind auch andere Menschen angestellt, die ihre Ferien schon vor einem halben Jahr eingetragen haben. Weil es zu Überschneidungen kam, musste Mitarbeiterin Conny, seit 14 Jahren bei der Post, zurück stecken. Vordergründig, weil sie keine Kinder im schulpflichtigen Alter mehr habe. Der wahrere Grund dürfte mit der Aussage von Beni an Conny zu tun haben: „Du kannst ja kündigen wenn es dir nicht passt“. Auch Mobbing ist allgegenwärtig.

Bis heute konnte mir noch niemand eine wirklich positive Geschichte zum Thema Post erzählen und der Beobachter hat wohl recht. Die Kommentarfunktion ist offen, vielleicht werden wir ja noch eines Besseren belehrt.

Ein Gedanke zu „Positives von der Post – bitte melde dich

  1. Ich hab 2001 gekündigt, weil es mir nicht mehr gepasst hat. So gerne ich hier widersprechen würde … geht nicht. Und irgendwann hab ich aufgehört zu zählen, wie oft ich den Satz „Sei froh bist du nicht mehr dabei“ schon selber gehört hab.

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