Darum ist das Benzin so günstig, wie es ist

…oder besser: wie es war. Nachdem die OPEC-Mitlieder Ende September 2016 kleinere Fördermengen beschlossen hat, dürfte der Preis für Öl und Benzin wieder steigen. Aber wie konnte der Preis derart zerfallen. Ein Blick in die Zeitung vom 27. Januar 2015 erklärt alles:

Autofahren lohnt sich, könnte man fast behaupten. Während die Billettpreise öffentlicher Verkehrsmittel erst wieder gestiegen sind, kostet die 60-Liter- Tankfüllung im Vergleich zum Jahr 2013 bis 45 Franken weniger. Im Wynental ist das Benzin traditionsgemäss immer etwas günstiger als anderswo – das hat sich nun geändert.

Bildschirmfoto 2016-09-30 um 01.16.23Dies vorne weg: Bei Redaktionsschluss bezahlte man an den günstigsten Zapfsäulen im Mittleren Wynental für einen Liter «Bleifrei 95» 1,32 Franken. Das sind rund 50 Rappen weniger als beim Höchststand im Jahre 2013. Südlich und nördlich davon bezahlt man ein paar Rappen mehr, selbst der einstige «Preisbrecher der Nation»,wie die Garage Hüppi in Suhr während Jahren von der Boulevardpresse bezeichnet wurde, liegt deutlich über diesem Literpreis. Das Wynental galt zuletzt als Tank-Eldorado und böse Stimmen sagten zuweilen, das sei der einzige Grund, das Wynental zu besuchen.

Preiszerfall an der Grenze

Doch seit dem Euro-Absturz vor zwei Wochen hat sich dies geändert. Die Euro- (und Dollar-)schwäche erlaubte es deutschen Tankstellenbetreibern, den Preis massiv zu senken. Für gerade mal 1,10 Franken kann man derzeit in Waldshut das Auto mit Sprit versorgen. Dies zwingt nun auch grenznahe Benzinverkäufer auf Schweizer Seite die Preise zu senken. Benzintouristen planen ihre Reise nicht mehr durch das Wynental, sondern wählen eine Route in nördlicher Richtung.

So entsteht der Benzinpreis

Grundsätzlich gilt beim Benzinverkauf der freie Markt.Trotzdem korrigieren die Tankstellen die Preise augenfällig im Gleichschritt nach oben oder nach unten. So kommt es, dass der Sprit in Reinach immer drei Rappen mehr kostet als in Unterkulm und beimAutobahnanschluss Sursee Treibstoff noch einmal exakt fünf Rappen mehr kostet als im Oberwynental. Grossbetriebe begründen den Unterschied mit der Mehrleistung, die zum Beispiel für das Betreiben eines eigenen Shops zu decken sind. Kleine Tankstellen dagegen versuchen mit dem tieferen Preis konkurrenzfähig zu bleiben. Beeinflusst wird der Preis hauptsächlich durch Steuern. Minaralölsteuer, Steuerzuschlag und Importabgabe sind fix und machen mit der variablen Mehrwertsteuer schon die Hälfte des Endpreises aus. Dazu kommen Transport-, Lagerkosten und der Produktepreis selbst (30 Prozent). Interessant ist, dass die Pegelhöhe des Rheins den Preis ebenfalls mitbestimmt. Führt der Rhein nämlich wenig Wasser, können die Schiffe weniger laden – das erhöht die Transportkosten. Von den verbleibenden 20 Prozent bleibt nach Abzug der Kosten für Personal und den Betrieb der Tankanlage eine mehr oder weniger kleine Marge von rund 10 Rappen. Eine gut laufende Zapfsäule pumpt proTag gut 30’000 Liter Benzin aus dem Rüssel – es bleibt also ein ganz passabler Gewinn.

Afrikanisches Öl

Der an Schweizer Zapfsäulen bezogene Treibstoff stammt zu 60 Prozent fixfertig aus dem Ausland, das zumeist über den Rhein und per Bahn zum Beispiel von Rotterdam in die Schweiz gebracht wird. Bis nach Genf führt eine Pipeline, von wo das Flüssige auch in Tanklastwagen weitertransportiert wird. Der Rest unseres Bedarfs wird über Pipelines in Form von Rohöl von Genua und Marseille direkt in die Raffinerien in Cressier und Collombey gebracht und dort zu allerlei Treibstoff verarbeitet. Die beiden je 100 Fussballfelder grossen Anlagen können nur feines Öl aus Afrika verarbeiten, russisches oder amerikanisches Öl kann wegen seiner Konsistenz in Schweizer Raffinerien nicht gebraucht werden..