Lars geht nur selten an die Ostsee

Zusammenfassung eines 90-minütigen Anrufs beim Telecom Unternehmen UPC

upcLiebe Freunde des gepflegten Telefonsports. Herzlich willkommen zur heutigen Begegnung zwischen mir und der UPC. Es geht um nicht weniger als eine Reklamation, denn das Internet ist saulangsam. Die Verbindung wird schnell aufgebaut, es kann los gehen. Verfolgen Sie das Spiel im Liveticker!

1. Minute:  Es gibt viel zu tun. 1 drücken für deutsch, 2 für technischen Support, Kundennummer 03451029 eingetippt, Postleitzahl 4805, noch einmal die 2 für technischen Support. Ich bin voller Hoffnung.

1. Minute: Eine Stimme sagt, das Telefongespräch könne zur Qualitätssicherung aufgezeichnet werden. Ich schmunzle.

2. Minute: Der Spielfluss wird durch ein rüdes Foul unterbrochen, eine neue Stimme sagt, es könne 15 Minuten dauern bis es weiter geht. Ich mach mal Kaffe, natürlich mit der Bialetti.

3. Minute: Musik trällert, Take That ists glaub.

3. Minute: Eine Stimme sagt, UPC habe jetzt ein ganz ganz schnelles Internet mit dem ich surfen, fernsehen und gamen kann. Gleichzeitig. Ich weine ein bisschen.

4. Minute: Wieder meldet sich ein singender Robbie Williams.

4. Minute: Eine viel lautere Stimme als vorhin sagt, ich soll mich jetzt auf eine neue Dimension einrichten die UPC anbietet. Dem Versprechen folgt Musik, auch die pfeifende Bialetti meldet sich aus der Küche.

6. Minute. Die nächste Stimme hat einen Namen. Dominik. Dominiks Stimme stammt von einem Tonband und möchte mich mit Fun-Facts eindecken. Yoda und E.T. hätten nämlich etwas gemeinsam. Oder war es ein Gremlin? Notiz an mich: Du musst besser zuhören.

7. Minute: Die Musik ist ausgefallen, keine Ahnung ob noch jemand dran ist, oder ob ich aus der neuen Dimension gefallen bin. Ich warte mal lieber, ich bin sicher schon von Nr. 30 zur Nr. 20 in der Warteschlaufe aufgestiegen, sowas gibt man nicht leichtfertig her.

12. Minute: Die Musik fehlt mir. Traurig lege ich auf und rufe noch einmal an.

13. Minute: 1, 2, 03451029, 4805, 2 Ich lerne die Tastenkombination aus Langeweile auswendig.

18.  Jetzt pfeift jemand ein Lied. Durch den Hörer. Das muss der letzte Rachakt gewesen sein vom Praktikant der nach zwei Wochen UPC Support entnervt gekündigt hat. Ich google „Tinitus“. Das langsame Internet würgt aber nur ein paar Zeilen in Times New Roman aus. 90er-Jahre-Feeling pur.

21. Ja, Dominik, ich habe gewusst dass 1969 die erste SMS verschickt wurde. Wenn sie an den UPC Support gegangen ist, wartet der Absender wahrscheinlich heute noch auf eine Antwort.

26. Minute. Kein Kaffee mehr. Ich gehe in die Küche, Bialetti pfeift, Support schweigt. Immerhin meldet sich eine neue Stimme die sagt, ich würde mit dem nächsten Kundenberater verbunden. Ich freue mich.

27. Jetzt singt Paul Young. Der Praktikant scheint ein 80er-Kind gewesen zu sein. Hoffentlich pfeift er nicht.

28. Seit sieben Minuten war von Dominik nichts mehr zu hören. Er fehlt mir Er hat eine Zuversicht verbreitende, angenehme Stimme. Die Frau jetzt klingt wie die Frau von der Zeitansage von früher, als man dafür dem 161gi angerufen hat.

29. Ich merke, dass ich auch ein 80er-Jahre-Kind bin.

30. Wieder meldet sich die Zeitansage-Stimme. Ich soll bitte etwas Geduld haben. Habe ich. Und Kaffee.

31. Minute: Funfact: 03451029 ist übrigens nicht meine Kudennummer, das habe ich nur so hingeschrieben, sonst hacken sich noch Hooligans bei uns ein und verlangsamen das Internet noch mehr.

36. Minute: Nachdem ich kurz eingenickt bin, stelle ich fest, Kaffe ist schon wieder ausgetrunken. Koffein hatte auch schon eine bessere Wirkung. Muss eine UPC-Mischung sein.

37. Ich speichere die Zahlenkombination 1, 2, 03451029, 4805, 2 und will beim nächsten Anruf die Ansage überlisten. Funktioniert garantiert.

38. Minute: Habe bemerkt, dass mich die Zeitansage-Stimme immer nach exakt zwei Minuten um Geduld bittet. Ich sage euch, das IST die Zeitansage-Frau, die hat das im Blut.

44. Das Spiel plätschert dahin, UPC hält hinten dicht, mein wahlloses Gedrücke auf dem Tastenfeld erweist sich als nutzlos.

45. Minute. Bialetti pfeift zur Halbzeitpause.

In dieser ersten Halbzeit hat sich keiner der Kontrahenden entscheidend durchsetzen können. Goggi wirkt etwas hilflos, insbesondere seit er den Lautsprecher eingeschaltet hat und die Batterieanzeige noch 15% anzeigt. Ebenso hilflos die UPC und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.

46. Snow Patrol singt: „If I lay here, If I just lay here, Would you lie with me and just forget the world?“ Wieder weine ich ein bisschen, der Praktikant ist ein sarkastischer Arsch.

51. Minute: Das Spiel ist langweilig geworden. Weder Kunde noch Support gehen irgendwelche Risiken ein. Vielleicht sollte der Trainer mal wechseln?

56. Minute: Langsam gefällt mir die UPC-Diemnsion. Sie hat so was entschleunigendes. Die Zeitansagerin wurde durch eine Yoga-Zeitansagerin mit exakt gleicher Stimme ersetzt, nur tut die noch weniger fürs Spiel und meldet sich nur noch alle 10 Minuten. Hier muss die Trainerfrage gestellt werden, ehrlich jetzt.

59. Minute: Im Telefon rauscht es. Ich halte es in die Luft, damit die Verbindung ja nicht abbricht. Wobei… ist Swisscom. Funktioniert.

60. Minute: Akku bei 10 Prozent, ich hole ein Ladekabel, mache mir noch mal einen Kaffee und richte es mir gemütlich ein. Aber zuerst noch Bisi.

62. Minute: Ich muss Bisi.

63. Minute: Bialetti pfeift. Ich muss Bisi.

69. Minute: Die Zeitansagerin wird vom Platz gestellt, nachdem sie sich geweigert hat sich nach 10 Minuten wieder zu melden. Diese Überzahl sollte doch endlich zum Sieg führen. Ganz ganz schnelles Internet mit dem ich surfen, fernsehen und gamen kann winken, Ruhm und Ehre, mir wird ganz kribbelig, ich glaub ich muss Bisi.

73. Minute: UPC hat offenbar einen Zeitansage-Stimmen-Klon eingewechlt, der sich nun doch wieder alle zwei Minuten meldet. Der Klon nervt aber und ich buuhe ihn aus. Wirkungslos.

74. Colbie Caillat singt „Wherever you go I always know ‚cause you make me smile, even just for a while“. Ich google nach „+Praktikant +UPC +Kündigungsgrund“

76. Minute: TOOOOOOOOOR!!!! 1:0 für mich, ein sehr freundlicher junger Mann, Lars, meldet sich mit „Gruezzi Frau Gnogi“. Ich korrigiere ihn und er bittet mich, eine Mess-Software herunterladen. Während sich die kleine Datei durch das lahme Internet quetscht, erfahre ich dass Lars in Schwerin sitzt. Das ist nahe an der Ostsee, aber da geht er nur selten hin. Er ist 22 Jahre alt, ledig, hat aber eine feste Freundin. Ferien hat er keine mehr dieses Jahr, aber er erkundigt sich, ob es in der Schweiz in diesem Sommer auch so heiss war. Er sei mit acht Jahren zuletzt in Italien am Meer gewesen, mit seinen Eltern. Wir stellen fest wie die Zeit verfliegt. Ich erzähle ihm von den Ferien in Viareggio, von unserem Kater und dass wir von 16 verschiedenen WLANS umzingelt sind und ausspioniert werden. Lars sagt, er sei froh rufe mal einer wegen einem lahmen Internet an. Sonst kommen alle nur wegen dem Abo und der Rechnung. Das sei mal eine schöne Abwechslung. Die beste Ehefrau gesellt sich zu uns und plaudert mit. Ich hol mir ein Bierchen.

89. Minute: TOOOOOOOOOR!!!! 2:0, die Siegsicherung. Lars wundert sich noch über die vielen iPads in unserem WLAN, teilt unser Netz dann in ein 2,4- und ein 5,0-GHz-Netz – und es funktioniert. Wir small talken noch bis zum Schlusspfiff, es gibt keine Nachspielzeit, die Zeitansagerin wird rehabilitiert und darf nächstes Mal wieder spielen.

90. Ende Aus SIEG!

Anmerkung: Dieser Text entstand tatsächlich während dem Warten in der UPC-Support-Schlaufe. Wer Schreibfehler findet, darf sie behalten. Lars ist echt, das schnelle Internet nicht. Wer noch Kapselkaffee macht, sollte sich schämen. Der einzig gute Kaffee kommt aus einer Bialetti.

Veröffentlicht unter Alltag

2033 Herzen schlagen für den FC Aarau

Mindestens! Geht man davon aus, dass nicht jeder FC Aarau-Fan die Möglichkeit hat, einfach so mal das ganze Taschengeld für ein neues Stadion auszugeben, so beeindruckt die Anzahl Spender von 2’033 um so mehr. Diese haben innerhalb von 7 1/2 Monaten auf Initiative von meinstadion.ch  knapp zwei Millionen Franken zusammengekratzt. Es handelt sich dabei um dem Betrag, der bei der Finanzierung des neuen Stadions als Anteil aus der Bevölkerung vorgesehen ist. Dieser Betrag ist nun da – wie er zustande gekommen ist: eindrücklich!

 

Gerechtigkeitsbrunnens_in_AarauKritische Stimmen geben es mir immer wieder ungefragt auf den Weg: Das hat ja sowieso keinen Sinn; wenn man so spielt braucht es kein neues Stadion; da gibt es sowieso nur Schlägereien, es gibt ja sowieso nur wieder Einsprachen, Fussball ist nur noch Kommerz und die Spieler verdienen viel zu viel.

 

Ich kann es gar nicht mehr hören und obwohl jede dieser Behauptungen entkräftet werden kann, haben sie sich in vielen Köpfen festgesaugt. Die noch viel schwierigere Arbeit als Geld zu sammeln, steht uns deshalb noch bevor: die Aarauerinnen und Aarauer davon zu überzeugen, dass der Fussball in Aarau genau so seine Daseinsberechtigung hat, wie das Stadtmuseum, Wildpark, Reithalle, Stadtgärtnerei, Kiff, Tuchlaube, Rüeblimärt, Kunsthaus, Naturama und und und. Man möchte sich vor den Gerechtigkeitsbrunnen stellen und Justitia fragen: Warum nur müssen wir seit bald 20 Jahren um unsere Existenz bangen?

 

Ich will die Behauptungen noch schnell entkräften: Doch es macht Sinn. Fussball besteht nicht nur aus einem Heimspiel alle zwei Wochen. Es sind Tausende Menschen die direkt oder indirekt vom FC Aarau profitieren, sei es als Spieler, Junior, Trainer, Funktionär, Angestellter, Polizist, Sponsor, Zuschauer, Journalist, Fotograf, Politiker, Familienernährer – die Liste ist unfertig. Neben dem wirtschaftlichen Faktor, haben viele Leute viel Herzblut in den Verein gesteckt. Ich denke da an jene, die sich auf eigene Kosten zigtausendfrankenteure Foto- und Videoausrüstungen besorgen und an einem Mittwoch nach Chiasso fahren um über ein Spiel zu berichten. Ich denke an die Initianten von meinstadion.ch, oder die Leute von der Platzgenossenschaft Brügglifeld, an die Ortsbürger von Aarau, oder an die 20 Fans, die sich ein paar Kessel Farbe besorgt haben und die Stadionwand ein weiteres Mal angemalt haben. Auch diese Liste ist unfertig.

 

All diese Leute müssen das nicht tun, sie wollen es. Es ist ihre Welt, ihr Zuhause. Der Grundlohn eines durchnittlichen Fussballers ist übrigens nicht höher als ein guter KV-Lohn. Und wenn man Fussball verbieten will, weil 0,04%* der Zuschauermenge straffällig geworden sind, müsste man im Vergeich dazu wegen der vielen Ladendiebe ja schon längst alle Einkaufsläden schliessen. Und alle Autobahnen, wegen der Raser. Wer sein Urteil über Sein oder Nichtsein nach der Momentaufnahme einer Schlagzeile fällt, handelt falsch.

 

Und was die Einsprachen angeht: Da sind wir, mit dem schwarz-weiss-roten Herzen in der Brust einmal mehr gefordert mit kleinen und grossen Gesten dem FC Aarau zu helfen. Und sei es nur, mit einem Kessel Farbe in der Hand.

 

wand

 

Bildquelle Gerechtigkeitsbrunnen: Joachim Kohler, Bremen/Wikipedia
Bildquelle Stadionwand: Remo Conoci
* Von den 47’172 Zuschauern im Brügglifeld in der Saison 2017/2018 wurden geschätzt 20 Personen aktenkundig, das sind 0,04%.

 

Riverdance – nur noch ein Abklatsch

Riverdance. In den 1990er-Jahren eine der grössten und überraschendsten Shows die man je gesehen hat – jetzt noch ein kommerziell am Leben erhaltener Abklatsch. Die beiden Shows in der Samsung Hall Zürich waren OK, gespickt mit vielen Enttäuschungen.

IMG_3430In Zürich kam verschärfend dazu, dass nicht einmal eine Live-Band auf der viel zu kleinen Bühne der Samsung Hall zu sehen war. Aber nicht nur die Musik lief als Playback, sondern auch der Chor (im Original sang die Gruppe Anúna, die es übrigens nach wie vor gibt). Dabei haben einfach ein paar Tänzer die Lippen bewegt – immerhin war die Leadsängerin „echt“ – auch wenn sie auf der Riverdance-Webseite nicht einmal erwähnt wird und ich leider nicht weiss wie sie heisst. Die spanische Tänzerin Martina Martinez-Rey zuletzt, klapperte mit den Fingern ohne Kastagnetten – ojeh… Bis hier hin eine glatte Enttäuschung und die 130 Franken sind in keiner Weise gerechtfertigt – übrigens der gleiche Preis den ich für die grossartige Show vor 20 Jahren im Hallenstadion bezahlt habe.

Positiv zu bewerten ist die tänzerische Leistung der beiden Leader und die Synchronität der Tanz-Gruppe, die natürlich einen wesentlichen Teil des Spektakels ausmachen. Grossartig auch die weiteren Tanz-Solisten  – da gibt es nichts zu meckern. Ebenso die vier Musiker, auch wenn hier klar festgehalten werden muss, dass bei einigen Passagen das Playback akustisch unterstützend mitlief und die ganze Sache wieder etwas verfälscht. Sofern sie live gespielt haben und nicht nur so getan als ob, war es fantastisch. Mein persönlicher Höhepunkt: Tara Howley an den Uilleann Pipes (Caoineadh Cu Chulainn).

In der Gesamtbetrachtung haben die Produzenten beim Zusammenstauchen auf die kleine Bühne massiv enttäuscht. Der Gänsehaut-Effekt kam lediglich beim Finale vor der Pause und am Ende der Vorstellung auf, als alle 30 Tänzer auf der Bühne standen. Kein Vergleich zu den gegen 100 Protagonisten, die im Original zu sehen sind. Gründer Michael Flatley hat Riverdance einst kritisierend verlassen, weil man sich weigerte neue Elemente einzubauen. Diese kamen nun sehr wohl dazu, aber auf Kosten der ursprünglichen Geschichte, dem Charme. Lieder wie „Home and the Heartland“ fehlen gänzlich, dafür wird mehr getanzt. Die Produzenten von heute bedienen nur noch das schnelle Vergnügen, das der Zuschauer sucht – auf Kosten der Emotionen und der Tiefgründigkeit. Interessant wäre zu erfahren, was Komponist Bill Whelan davon hält, dass sein Werk dermassen zusammengestampft wurde und man in Zürich einfach die Riverdence-CD aus den 1990er-Jahren im Hintergrund abgespielt hat. Immerhin die Original-CD.

 

Die beste Ehefrau von allen

anuEphraim Kishons Ehefrau muss die zweitbeste gewesen sein, denn seit einigen Tagen ist erwiesen: ich habe die beste Ehefrau von allen. Und zwar darum, weil ich der beste Ehemann von allen bin. Passt also. Dieser Tage sprach allerdings einiges gegen ein langfristiges Dasein als Ehepaar. Zum einen sind wir nun schon das verflixte siebte Jahr die betse Ehefrau und der beste Ehemann von allen und zweitens ist sie mittlerweile auch meine längste Ehefrau von allen. Das war vorher jemand anderes und das kann schon zu gewissen  „Sie-wissen-schon-was-ich-meine“ führen.

Und so kommt es hin und wieder vor, dass wir uns auf den Geist gehen. Meine Socken die in der Wohnung herumliegen, sind aber ebenso wenig der Grund dafür, wie ihre Bestellungen bei dreiundzwanzig Einkaufsportalen. Der Pöstler kann ja nichts dafür, wenn er uns täglich so gegen 9 Uhr (also mitten in der Nacht) aus den Federn läutet. Es sind die Kleinigkeiten an denen wir uns entnerven, allesamt in jeweils bald 50 Jahren Leben angereichert. Zum Beispiel: wenn einer der besten Eheleute von allen unausstehlich ist, weil er gerade selbstvergessen den Gedanken untreu ist. Oder wenn eine der besten Eheleute von allen ebenso unausstehlich ist, weil sie andere Götter anbetet. Das sind übrigens Metaphern aus der Bibel. Das war leider nur so lange ein gutes Buch, bis Leute angefangen haben irgendwas hineinzuinterpretieren. Aber das ist eine andere Geschichte.

In unserer Beziehung fliessen Tränen, sei es ob wir lachen oder traurig sind. Es fliegen die Fetzen, aber meistens ist es fluffig. Jetzt mal im Ernst, wir kennen uns bitteschön exakt 2222 Tage. Da kann man doch nicht einfach alles hinschmeissen, wegen ein paar Socken. Oder so. Da fällt mir das Lied von Lady Gaga ein, Million Reasons: „I’ve got a hundred million reasons to walk away. But baby, I just need one good one to stay“. Oder Robin Williams, wie er ganz am Schluss des Films noch sagte: „Don’t forget the pumps. They’re ruby slippers, Adrian. Put these on and say ‚there’s no place like home‘, ‚there’s no place like home‘ and you can be there.“

teamconoci

Aus diesen Gründen ergeht hiermit die Botschaft an die uninteressierte Weltöffentlichkeit: Wir mögen nicht perfekt sein, nicht immer funktionstüchtig in einer Welt der Erwartungen, aber wir haben einander hier oben auf dem Elfenbeinturm und auch wenn sie es mir nicht jeden Tag sagt, so hat sie es an einem anderen Ort im Internet geschrieben, nicht etwa vor 6 Jahren, sondern vor ein paar Wochen, was mich doch ziemlich beeindruckt hat. Und wir wissen ja: wenn es im Internet steht, dass muss es stimmen:

„We really do, we met when we both were at very low points in our life and together we made our way back to a certain happiness. We may not be the super dream team but whenever an obstacle occurs we stand together and help each other. Everyone does tasks for the other one when he is blocked by his psyche. May it be things with the govrnement, going to the pharmacy, whatever it is — and this makes us somewhat unbeatable :-D“

Die beste Ehefrau von allen eben. Wir halten zusammen, lieben uns und sind das Team Conoci – dem übrigens auch der beste Sohn von allen angehört – und die selbstvergessenen Götter sind vergessen, die Götter zurechtgewiesen.

Die letzten Worte gehören nun jedoch weder Ephraim, noch Lady Gaga, noch Robin Williams und schon gar nicht der Bibel, sondern dem, der schon immer alles wusste, Lucio Dalla:

Testa dura, testa di rapa
Vorrei amarti anche qua
Nel cesso di una discoteca
Sopra al tavolo di un bar

Lostare nudi in mezzo a un campo
A sentirsi addosso il vento
Io mi chiedo più di tanto
Che se muoio son contento

Stare lontano da lei
Non si vive
E stare senza di lei
Mi uccide

srk1Susanne Galli ist eine von rund 600 Freiwilligen, die im Aargau für das Rote Kreuz unterwegs sin. Sie braucht dafür ihr eigenes Auto und erhält lediglich eine kleine Spesenentschädigung. Auf ihren Fahrten zu Arzt- oder Therapie-Terminen ist Flexibilität und Sozialkompetenz gefragt. Die Hilfe kennt aber auch Grenzen.

Personentransporte, wie sie Susanne Galli unternimmt, gibt es immer mehr in der Schweiz. Was die Altersheime und Pflegestationen zu spüren bekommen, drückt sich auch in der steigenden Anzahl dieser Transporte aus, denn im Alter bleibt man länger zu Hause und nimmt von da aus Termine wahr. Um die Dienstleistungen des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) in Anspruch nehmen zu können, muss zwingend ein gesundheitlicher Grund vorliegen. «Für Spazierfahrten sind wir nicht zuständig und einkaufen gehen wir auch nicht zusammen », erklärt Susanne Galli aus Reinach, die für das Rote Kreuz als freiwillige Fahrerin unterwegs ist.

«Eine kurze Sache»…

srk2Auf sie wartet heute Greti Merz, wohnhaft im Altersheim Reinach, die zu ihrem Hausarzt im gleichen Dorf gefahren werden muss. «Eine kurze Sache », sagt Susanne Galli und tippt auf einen Zettel:«Abholung um 10.15 Uhr, Rückführung dreiviertel Stunden später. Sieben Franken bekommt sie dafür, weil sie ihr eigenes Auto benutzt. «Beim Altersheim steht auch ein Rollstuhlfahrzeug, das wir für entsprechende Transporte verwenden können.» Sie habe auch schon einen Rollstuhl transportiert, das brauche aber schon einiges an Kraft. Greti Merz wartet schon auf Frau Galli. Sie ist noch ganz gut zu Fuss, aber Autofahren darf sie nicht mehr. Sie ist sehr froh um die Unterstützung und freut sich auf den willkommenen Schwatz auf der kurzen Strecke. Beim Hausarzt angekommen, die Ernüchterung: Man habe Verspätung, Frau Merz komme erst eine Stunde später dran.Die Betagte nimmts mit Fassung, stellt ihren Stock in die Ecke und sagt, dann werde sie eben warten. Das gibt Susanne Galli Gelegenheit, in Ruhe mit dem WB-Reporter zu sprechen.«Auf solche Situationen muss man gefasst sein. Hier in der Gegend könnte ich wieder nach Hause gehen.Wenn die Fahrt nach Brugg oder in die Innerschweiz geht, muss ich eben warten. Heute geht das. Wenn ich einen zweiten Termin hätte, müsste ich mit Frau Hürzeler telefonieren.»

srk3Auf freiwillige Hilfe angewiesen

Ursula Hürzeler ist die Leiterin der Regionalstelle Aarau des SRK. Hier werden die Termine für die Region koordiniert. Einige Termine sind fix eingeplant. So transportiert Susanne Galli alle zwei Wochen einen Fahrgast nach Brugg und holt ihn wieder ab. Andere Der Arzttermin ist vorbei: Susanne Galli hilft Greti Merz beim Einsteigen und sorgt auf ihrer Fahrt für das SRK Kanton Aargau für eine sichere Heimfahrt. (Bilder: rc.) Unterwegs wird auch «gschpröchlet»: Neben einer sicheren Fahrweise bringen die 600 im Aargau tätigen Freiwilligen auch viel Sozialkompetenz mit. kämen spontan dazu und dann werde sie von der Zentrale angefragt. «Wenn ich Zeit habe nehme ich an, ich kann aber auch ungeniert absagen.» Beim Roten Kreuz ist man auf die Hilfe der ehrenamtlichen Fahrer angewiesen: «Das SRK KantonAargau kann seine Dienstleistungen nur dank der vielen Freiwilligen erbringen. Sie schenken ihre wertvolle Zeit unseren Mitmenschen – das ist wunderbar», sagt Ursula Hürzeler.

11.30 Uhr, Greti Merz ist fertig beim Doktor. Auf der Rückfahrt erzählt sie ihrer Fahrerin, dass alles gut gegangen sei. Man spricht noch ein bisschen über Gott und dieWelt und erreicht bald das Altersheim. «Jetzt noch ein bisschen Buchhaltung und das wars», strahlt Susanne Galli. «Ich erledige diese Aufgabe sehr gern. Es ist für mich eine tiefe Genugtuung, anderen Menschen helfen zu können. Man lernt jemanden selbst in so kurzer Zeit gut kennen und kommt so zu wertvollen Begegnungen », sagt sie und steigt wieder in ihr Auto ein. Ihr Mann warte zu Hause, es soll ja noch was «Zmittag» geben. «Aber nichts Grosses, heute ist es halt etwas länger gegangen, aber dafür hat er Verständnis». Neben Seriosität, Engagement und Sozialkompetenz eine weitere Eigenschaft die man im Fahrdienst für das SRK Kanton Aargau mitbringen sollte.

Xeit-Zustellungsbedingungen*

*Achtung: Diese Xeit-Zustellungsbedingungen beziehen sich auf diese Teilnahmebedingungen und sind völlig irrelevant für den gemeinen Leser. Bitte ignorieren, das geht nur Xeit etwas an. Husch husch.

xeitMit der möglichen Zustellung von Xeit-Schokolade, via diesem Facebook-Aufruf, verpflichtet sich der Absender, meinen Bauch mit leckerer Schokolade zu füllen. Sollte ich mich als Empfänger der Schokolade nicht sicher sein ob die Xeit-Schokolade lecker war, so empfiehlt es sich, mehr Schokolade zuzustellen, bis ich mir wirklich wirklich sicher bin ob Xeit-Schokolade gut ist.

Datenschutz

Die bereitgestellte Schokolade wird ausschliesslich für die Evaluation der Leckerheit der Schokolade genutzt. Diese wird dabei fachgerecht gelöscht und/oder vernichtet.  Nämlich durch Essen. Die Schokolade wird zu keiner Zeit an Dritte weitergegeben.

Xeit wird schriftlich per Direktnachricht über den Zustand der leckeren Schokolade informiert. Über den Verdauungsstand wird keine Korrespondenz geführt. Links- und Rechtsweg sind ausgeschlossen. Die Teilnahme an der Bauchfüllung erfolgt unabhängig von einer Bestellung bzw. einem Kauf von weiterer Schokolade, darf aber jederzeit im Abo kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Bilder vom Bauch stehen zur Verfügung, ich rate aber dringend davon ab diese anzufordern.

Diese Bauchfüllaktion steht in keinem Zusammenhang mit sonstigen Bauchfüllanstrengungen von Facebook oder Xing. Dennoch ist die Komplexität bei Nichterfüllen des Bauches zu beachten:

Bei der Verteilung von Xeit-Schokolade gilt das Prinzip „Alter vor Bauch“, das heisst, dass  aufgrund meines hohen Alters, die Quadratzahl aus dem Anteil Zucker geteilt durch den Uefa-Koeffizienten, multipliziert mit dem Bauchvolumen des Xeit-Chefs, die Zufuhr von Xeit-Schokolade nicht nur dringend nötig ist, sondern lebenswichtig, weil sonst sofort ein Einhorn stirbt. Das wiederum hätte Auswirkungen auf das Raum-Zeit-Kontinuum und es entstünde ein vorerst noch kaum bemerkbarer Riss in der Matrix, der aber zu einer Kaskade interdeflektionärer Paradoxien führen würde, wobei ich keine Ahnung habe was das bedeuten könnte, aber es tönt als Argument irgendwie saugut.

Kurzum und ohne mich in verschachtelte Sätze verirren zu wollen, bemerkend, dass Bemerkungen dieser Art im Textfluss eher störend sind und Sätze nach dem Verschachtelungssystem irgendwann unleserlich wirken, möchte ich dem anfügen, auch wenn es dafür keinen wichtigen Grund gibt, dass in diesem Satz das Wortteil „Verschachtel“ drei Mal vorkommt, was aber ein deutliches Zeichen dafür ist, dass auf meinem Arbeitspult zu wenig Xeit-Schoggi herumliegt und in meinem Bauch sowieso.

Bitte. Schickt mir Schokolade. Macht es nicht für mich. Macht es für die Einhörner!

 

Ronaldo drohen 7 Jahre Haft – echt jetzt?

Ein sehr schönes Beispiel, wie eine simple Meldung durch die Faktoren „Promi“ und „schlechter Journalismus“ ins Unendliche übertrieben wird, erleben wir derzeit beim Fussballer Ronaldo.

 

Längst steht nicht mehr die Information im Vordergrund sondern das reine Abholen von Klicks und aufreibenden Kommentaren, die wiederum Klicks und noch mehr aufreibende Kommentare generieren.

 

Was aus wirtschaftlicher Sicht ein nachvollziehbares Vorgehen ist, kann man als Konsument nur als widerlich bezeichnen. Insbesondere, weil das Ganze unter dem Deckmantel der Informationspflicht verbreitet wird. Die Stellung der „Medien“ wird durch diese Art Journalismus, die mehr und mehr Überhand gewinnt, in ihre Einzelteile zerlegt.

Screenshot Bild Online
Was ist im Fall Ronaldo passiert? Er steht unter Verdacht Steuern hinterzogen zu haben und wird dazu gerichtlich befragt. Punkt. Das ist alles. Mehr ist nicht passiert.

Und was machen „die Medien“? Sie entkorken einen Geysir der Sinnlosigkeit, kramen das Regelbuch der örtlichen Juristik hervor und zack – die Schlagzeile steht: Ronaldo drohen 7 Jahre Haft. (Bild: Screenshot Bild online) Und selbst die „seriöse“ NZZ zieht nach: „Das System der Gier droht einzustürzen“.

 

Das reicht dem gemeinen Konsumenten leider schon. „Hast du gehört? Ronaldo muss 7 Jahre ins Gefängnis“ – „Diese Fussballer verdienen einfach zu viel, geschieht im Recht“. Und noch besser zu lesen sind die Kommentare in den Schnellschuss-Portalen: „Dieser CR7 ist sowieso ein arroganter Schoofseckel“ – „Ganz schön eingebildet der Ronaldo“ usw.

 

Das Prinzip der Unschuldsvermutung mit 27 Zeichen im Titel aufgehoben. Er ist ja ein Promi, dann darf man das. Erst weit unten im Artikel, wenn überhaupt, wird erwähnt, dass es sich erst um eine Untersuchung handelt, dass Ronaldo allenfalls seine Finanzen nicht selber regelt, dass er kooperativ sein könnte und die Nachzahlung anstandslos begleichen könnte. Ronaldo ist nicht vorbestraft, gehört vermutlich keiner gewerbsmässig handlender Mafia an und steht auch nicht unter jahrelanger Beobachtung von Ermittlerkreisen. Alles Faktoren, die aus der Maximalstrafe von 7 Jahren eine bedinge Geldstrafe machen, falls er denn auch schuldig ist, was ja noch zu beweisen wäre.
Es geht hier nicht um Ronaldo.

 

Es geht um den Umgang der „Medien“ mit den Fakten. Jahrelang hat man den Leser auf Sensation getrimmt. Erschien ein solcher Artikel vor 10 Jahren in einer gedruckten Zeitung, vergingen drei, vier Tage, ehe ein Leserbrief dazu publiziert wurde. Heute kann die Lawine nicht mehr gestoppt werden. Die über Generationen herangezüchtete Noch-Schneller-Gesellschaft verfügt dank Smartphones über die Macht, binnen zwei Sekunden den Titel zu lesen, sich ein Urteil zu bilden und seine Meinung mittels Daumen-Symbol kund zu tun. Ob etwas stimmt oder nicht entscheiden längst nicht mehr Fakten, sondern die Anzahl hochgestreckter Daumen. 683 Likes? So viele Fliegen können sich nicht irren!

 

Zum Abschluss würde sich jetzt ein Appell zur Besserung an die „Medien“ ganz gut machen. Oder an die Konsumenten, den „Medien“ nicht alles zu glauben. Nützt nur nicht viel. Ebenso wenig wie den Hinweis anzubringen, dass ich „Medien“ jedes Mal in Anführungsstriche setze, weil natürlich nicht alle Medien so sind. Um das An-der-Nase-Herumgeführt-zu-werden zu realisieren müsste man Artikel aber zu Ende lesen und eine zweite Quelle konsultieren, nachdenken und dann eine Meinung bilden.

 

Dafür reicht das Zwei-Sekunden-Fenster der Noch-Schneller-Generation aber leider nicht.

Irgendwie sinnlos, dieser ganze Artikel.

 

 

 

 

Zwischen den Fronten

Weitgehend unbemerkt von der Weltöffentlichkeit befindet sich Afghanistan seit 35 Jahren im Dauerkrieg. Die offizielle Regierung kämpft gegen die Taliban um die Vormachtstellung im Land. Der in Reinach lebende Tom Hoedjes war im Rahmen eines NATO-Mandats sechs Monate im Einsatz für die holländische Armee.

nato2Tom Hoedjes ist ein stämmiger Mann. Wenn er sagt, er gehöre der holländischen Armee an, lassen sein Bart und der dunkle Teint auf einen harten Kämpfer schliessen, der sich, mit dem Maschinengewehr im Anschlag, in einen Schützengraben legt. Doch weit gefehlt. Der in Reinach lebende Hoedjes war in seiner aktiven Militärzeit Sanitäter und arbeitete auch in der Schweiz, unter anderem im Spital Menziken als Rettungssanitäter und Anästhesieassistent. Dennoch fand er sich während sechs Monaten zwischen den Fronten verfeindeter Parteien in Afghanistan wieder. Hoedjes ist seit 20 Jahren Reservist der niederländischen Armee und macht Missionen wie diese in Afghanistan freiwillig mit. Der Konflikt ist einer der ältesten aktiven Kriege überhaupt und dauert schon 35 Jahre an. Ein Ende ist nicht absehbar.

25_ow_nato1Wo Krieg andernorts ein Ausnahmezustand ist, hat er sich in diesem Land zur Normalität gewandelt.Neben der anerkannten Regierung erheben die Taliban ebenso Anspruch auf die Macht. Sowohl Regierung, wie auch Rebellen führen jeweils eigene Amtsstellen und Sozialsysteme, schaffen Arbeitsplätze und bezahlen ihren Anhängern Renten. «Die Taliban werden in Afghanistan nicht als Terroristen wahrgenommen, wie uns das in Europa zu verstehen gegeben wird», erklärt Stabsoffizier Hoedjes mit nachdenklichem Blick, «sie bilden vielmehr eine Schattenregierung mit einer mächtigen Wirtschaftsleistung, die für die 34 Millionen Afghanen ebenso lebenswichtig ist wie die Strukturen der offiziellen Regierung.» Einer der wichtigsten Wirtschaftszweige im Land ist der Handel mit Opium, Heroin und Cannabis. Diese Substanzen finden auch in der Pharmaindustrie Anwendung.

Bild: Tägliches Brot während der NATO-Mission in Afghanistan: Bei taktischen Planungen von Operationen nehmen Delegierte der NATO und Stabsoffiziere der «Afghan National Army» teil. Mittendrin: Tom Hoedjes (2.v.r.). (Bilder: zVg.)

«In dem halben Jahr während meines Einsatzes wurden 10’000 Menschen verletzt oder getötet.»

Der Holländer weiss genau, dass sich an der unbefriedigenden Situation, bei der täglich Kriegsopfer zu beklagen sind, in den nächsten Jahrzehnten nichts ändern wird. «Alleine während meines halben Jahrs in Afghanistan sind in diesem Krieg 10’000 Menschen verletzt worden oder gestorben, fernab von der öffentlichen Wahrnehmung.» Korruption und ein System, das den Mächtigen Vorteile bringt, lässt das Land in einem lethargischen Stillstand verharren.

Einsatz dient der ganzen Welt

25_ow_nato3Was also kann man als «Weltöffentlichkeit » machen? Das Land «retten»? Dabei helfen, dass der Ist-Zustand wenigstens nicht schlechter wird? Das Land seinem Schicksal überlassen? 2015 hat die NATO den «Resolute Support» als Nachfolgeprojekt des ISAF-Einsatzes (siehe Infobox) ins Leben gerufen, mit dem Ziel, afghanische Sicherheitskräfte auszubilden. «Training Advise Assist» wird das im NATO-Jargon genannt.Wenn Hoedjes ergänzt, man mische sich nicht in den Krieg ein, so stimmt das allerdings nicht ganz: «Durch die Ausbildung lokaler Sicherheitskräfte nimmt man Partei für die offizielle Regierung und wird selber zum Feind der Taliban, obwohl wir ja eigentlich helfen wollen.» Hoedjes holt weiter aus: «Ich sehe unsere und meineAufgabe eher darin, das Leben für die Zivilbevölkerung sicherer zu machen.Wir können an der Situation im Land momentan nichts ändern, aber wir können Afghanistan für die Bevölkerung lebenswert gestalten. Durch dieses Training helfen wir den afghanischen Sicherheitskräften, ihr Land in den Griff zu bekommen.» Irgendwann, so sei die Hoffnung, werden die Afghanen in der Zukunft ohne die Hilfe der NATO auskommen. Der Weg dorthin dürfte aber noch ein sehr langer sein. Gelinge es, so Hoedjes weiter, diene das auch Europa und dem Rest derWelt: «Es ist im Interesse der NATO, den Konflikt im Land zu behalten. Eskaliert die Situation, führt das zu weiterer Armut, noch mehr Opfern, Flüchtlingsströmen, Attentaten.Das will niemand.»

Bild: Zur Ausbildung der Sicherheitskräfte gehört auch der Verkehrsdienst: Dabei kommen Utensilien zum Einsatz, die in anderen Ländern als Spielzeug für Kinder gedacht sind.(Bilder: zVg.)

«Noch mehr Opfer, Flüchtlingsströme, Attentate.
Das will niemand.»

Schönes Afghanistan

nato5Der Alltag Hoedjes’ im abgeriegelten NATO-Camp sei nicht besonders spannend gewesen, erzählt der 58-Jährige. Dieses liegt beim Flughafen Masar-e Scharif und heisst «Camp Marmal», benannt nach dem Gebirgszug der Marmal Mountains – eine beeindruckende Bergwelt mit Dünen, die in hügelige Grünflächen und schliesslich in hohes Gebirge übergehen. «Von diesen schönen Landstrichen habe ich wenig zu sehen bekommen. Wenn ich nur an den Hindukusch- Gebirgszug denke, die riesigen Mohn- Felder, Nuristan oder den Chaiber-Pass. Unglaublich schön auch die Blaue Moschee (Bild) in Masar-e Scharif.» Nach Sitzungen und Telefonkonferenzen im Camp, fand seine Arbeit aber mehrheitlich am Verhandlungstisch mit lokalen Behörden statt. «Um dorthin zu gelangen, wurden wir unter Waffenschutz in gepanzerten Fahr- oder Flugzeugen transportiert», erinnert sich der Reinacher an seine Ausseneinsätze. In «seinem» Camp – die NATO führt landesweit vier solcher Einrichtungen – leben heute rund 1600 Soldaten aus 20 Ländern. «Früher waren hier 5000 Soldaten stationiert, jetzt wirkt das riesige Camp sehr leer. Die Freizeit war knapp bemessen, gelegentlich traf man sich zum Bier, oder an ‹Nationentagen› kam es zum kulturellen Austausch untereinander », erklärt Hoedjes. Afghanen seien nicht dabei gewesen und ein Austausch sei höchstens bei den Treffen während Ausseneinsätzen möglich. Vor dem Krieg gab es touristische Aktivitäten im Land, die inzwischen vollständig zum Erliegen gekommen sind. Tauchen dennoch «Rucksacktouristen » auf, laufen diese Gefahr, verschleppt zu werden. Die Lösegelderpressung ist übrigens auch ein Wirtschaftszweig im Land. Afghanistan ist eines der ärmsten Länder der Welt, deren Bevölkerung mehrheitlich in der Landwirtschaft tätig ist.

Bild: Mächtig und unglaublich schön: Das Ali-Mausoleum in Masar-e Scharif aus dem 15. Jahrhundert, auch Blaue Moschee genannt, gilt als Begräbnisstätte Ali ibn Abi Talibs, des Schwiegersohns Mohammeds.(Bilder: zVg.)

«Der Frieden ist eine Illusion.
Wir können nur diesen Beitrag leisten, damit es nicht schlimmer wird.
»

Rückblickend hofft Hoedjes mit seinem Einsatz Menschen geholfen zu haben. Der Frieden sei aber eine Illusion, genau so wie dieWahrnehmung des Konflikts in derWeltöffentlichkeit. «Er ist einfach da und wir können nur diesen Beitrag leisten, damit es nicht noch schlimmer wird.» Helfen würde der Reinacher jederzeit wieder.«Vielleicht kann ich noch einmal einen solchen Einsatz wahrnehmen.Mali böte sich an – ein ganz anderer Konflikt, aber im Grunde die selben Probleme für die Menschen, die dort leben.» Er sei ja auch nicht mehr der Jüngste, aber er würde gerne wieder helfen.

Nato-Einsatz – Resolute Support

nato4Von 2001 bis 2014 führte die NATO (North Atlantic Treaty Organization, zu Deutsch: «Organisation des Nordatlantikvertrags» in der Islamischen Republik Afghanistan eine Wiederaufbaumission durch. Und zwar unter dem Namen «International Security Assistance Force» (ISAF), zu Deutsch «Internationale Sicherheitsunterstützungstruppe » – per Definition ein «friedenserzwingender Einsatz unter Verantwortung der beteiligten Staaten». 2015 wurde die Mission durch den «Resolute Support» (RS) ersetzt und ist heute noch aktuell. Diese Mission dient der Ausbildung und Beratung sowie der Unterstützung der afghanischen Sicherheitskräfte (englisch: Train, Advise and Assist, TAA). Die NATO hat ganz Afghanistan als Operationsgebiet festgelegt und setzt einen personellen Gesamtumfang von rund 12’000 Soldaten ein. Neben den meisten NATO-Mitgliedstaaten beteiligen sich weitere Nationen als sogenannte operationelle Partner. Für den Einsatz ist das «NATO Allied Joint Force Command Brunssum» in den Niederlanden zuständig, dem der in Reinach wohnhafte Tom Hoedjes als Reservist angeschlossen ist. Afghanistan ist nach wie vor eines der ärmsten Länder der Welt und belegt im «Human Development Index» (HDI) den 171. Platz unter 187 Staaten (Stand 11/2016).

Bild: Aus einem MI-17 Hubschrauber fotografiert: Luftaufnahme von Masar-e Scharif im Norden Afghanistans, während dem Flug zum Beratungsgespräch in einer afghanischen Kaserne.(Bilder: zVg.)

Die anderen Kinder im Sandkasten

trump_just_hairEs war einmal ein blonder Junge mit schütterem Haar und Fönfrisur. Der wollte unbedingt im Sandkasten mitspielen. Die anderen Kinder sagten: „Na gut, du darfst mitmachen, aber du musst dich an unsere Regeln halten.“

Der blonde Junge mit schütterem Haar und Fönfrisur willigte ein, setzte sich in den Sand und wollte eine Sandburg bauen. „Halt!“ riefen die andren Kinder und erklärten dem blonden Jungen mit schütterem Haar und Fönfrisur, Burgen dürfe man nur bauen, wenn alle anderen Kinder einverstanden wären. Na gut, dachte sich der blonde Junge mit schütterem Haar und Fönfrisur und schaufelte einen Graben, der zu einem Kanal wachsen sollte. „Halt, wir müssen alle einverstanden sein, sonst darfst du das nicht bauen“, hiess es wieder und auch den kleinen Berg und die Baustelle für den Bagger wollten die anderen Kinder nicht, wenn andere Kinder das doof finden könnten.

Nach ein paar Tagen – die anderen Kinder berieten gerade, ob der Durchmesser der Sandkorne mit dem Klimawandel zu tun haben könnte – packte der blonde Junge mit schütterem Haar und Fönfrisur einen Kessel, schüttete Sand rein und stellte eine prächtige Sandburg auf. Alle anderen Kinder rissen Mund und Augen auf und starrten sich abwechslungsweise ungläubig an. Der blonde Junge mit schütterem Haar und Fönfrisur packte den Kessel erneut, schüttete neuen Sand rein und stellte eine weitere Burg auf. Und noch eine. Und noch eine. Zuletzt zeichnete er einen Wasserlauf um die eine Burg und stellte seinen Bagger auf eine der anderen Burgen.

Als die anderen Kinder sich vom Schock erholt hatten, falteten sie ihre Hände zu einer Raute und beriefen eine Krisensitzung ein. Sie beauftragten Medien und Menschen, jedes einzelne Sandkorn das der blonde Junge mit schütterem Haar und Fönfrisur zu einer Burg geformt hatte auseinander zu pflücken. Tagelang beobachtete die geschlossene Weltöffentlichkeit den blonden Jungen mit schütterem Haar und Fönfrisur und reagierten auf der Stelle, wenn der Gesichtszug nur eine Sekunde lang unfreundlich war („Blonder Junge verbreitet miese Stimmung im Sandkasten), zwei Sekunden („Blonder Junge droht mit Gewalt“), oder gar drei Sekunden (Provoziert Donald einen Krieg?“).

Die Weltöffentlichkeit – die mehrheitlich aus Twitter-Usern besteht die sich in 140 Zeichen bestimmt nicht besser ausdrücken kann als wenn ihr ein ganzer Satz zur Verfügung stünde – versammelte sich zum kollektiven Bashing, lachte sich einen Schranz in den Bauch, weil der blonde Junge mit schütterem Haar und Fönfrisur weniger Zuschauer hatte als der Schwarzhaarige von früher. Sie zeigten mit ihren Fingern auf die Fehler des blonden Jungen mit schütterem Haar, twitterten und lachten, weil im Internet haben sie ja gesagt, dass die anderen Kinder recht haben und nicht der blonde Junge mit schütterem Haar und Fönfrisur.

Und während die Weltöffentlichkeit auf den Sandkasten zeigte, lachte und twitterte und mit dem Finger zeigend twitternd lachte, baute der blonde Junge mit dem schütteren Haar und Fönfrisur einfach noch eine Sandburg und noch eine Sandburg und noch eine Sandburg und noch eine Sandburg und noch eine Sandburg und noch eine Sandburg. Und so doof alle den blonden Jungen mit schütterem Haar und Fönfrisur fanden: Plötzlich hatte der ganz viele Sandburgen und die anderen Kinder noch nicht mal einen korrekt genormtes Sandkorn.

So etwas könnte in der Realität natürlich nie passieren. Und wenn doch, wüsste ich gar nicht, wer hier wen auslachen sollte.

Bildquelle: theoatmeal.com
Inspiriert durch einen sehr lesenswerten Text von Eric Gujer in der NZZ

Veröffentlicht unter Alltag

Bahnbilder von Max

Nach wie vor kann man live dabei sein, wie etwas Bemerkenswertes entsteht: Röbi Sturzenegger aus Unterentfelden digitalisiert eine grossartige Fotosammlung, die der bahnbegeisterte Max Hintermann hinterlassen hat. Auf einer eigenen Webseite kann man den Zuwachs von noch nie öffentlich gezeigten Bildern aus den Jahren 1956 bis 1985 beobachten – darunter auch viele von der WSB und der Seetalbahn.

 

SBB Aarau, Salonwagen mit Queen, P80Die Sammlung von Max Hintermann umfasst unglaubliche 15’000 Bilder. Die Motive: Geografie und Bahnen aus der ganzen Schweiz. In der Zeit der digitalen Fotografie eine Zahl, die man schnell einmal zusammen hat, Max Hintermann aber blieb der analogen Fotografie bis zuletzt treu, liess jedes einzelne Bild als Diapositiv anfertigen und bewahrte die kleinen Zeitzeugen auf Glas, in einer Kommode mit 50 Schubladen auf. Fast wäre der Schatz aber im Nirgendwo gelandet: «Ich wusste gar nicht, was ich damit anfangen sollte. Es sind so viele, ich dachte daran sie wegzuwerfen», fasst Ehefrau Ruth Hintermann die anfänglichen Gedanken zusammen, nachdem ihr Mann im Dezember des vergangenen Jahres verstorben war. «Ich war sehr oft dabei,wenn Max manchmal eine Stunde lang auf eine ganz bestimmte Zugskomposition wartete und wir dann doch noch einmal eine Stunde warten mussten, weil die falsche Lok vorbei fuhr». Max Hintermann liebte die Bahn, an der Hochzeitsfeier bestand er darauf, dass die Gesellschaft im Salonwagen transportiert würde. Ein Wegwerfen der Bilder war also doch keine Option, zu viele Erinnerungen waren auf die Bilder gebannt.

 

Bildschirmfoto 2016-10-09 um 18.49.03An dieser Stelle kommt Röbi Sturzenegger (im Bild)  ins Spiel:«Ich habe Max kennengelernt, als ich 16 Jahre alt war. Er war damals schon 32, arbeitete als Lehrer vorwiegend in Schöftland und er war ein bisschen wie ein Vorbild für mich, denn wir teilten beide die Begeisterung für die Bahn», erzählt dieser. Es entstand eine enge Freundschaft. Als Max seine künftige Ehefrau Ruth kennenlernte (ebenfalls im Bild), blieb die Freundschaft zu Röbi bestehen.Der Entfelder erinnert sich: «Ich ging bei Hintermanns ein und aus, als wäre ich ein Teil der Familie» und spannt den Bogen zurück zu seinemProjekt: «Da lag es auf der Hand, dass ich Ruth anfragte, ob ich die Bilder digitalisieren und der Öffentlichkeit zugänglich machen könne.

 

Als gewesener Software-Entwickler, der zum Beispiel für die New York Times Logistik-Systeme programmierte, bringt Sturzenegger das nötige Rüstzeug mit. An zwei grossen Bildschirmen demonstriert er, wie er bis Februar 2016 rund 1200 eingelesenen Bilder archiviert hat. «Ich habe ein Programm geschrieben, das die Bilder im richtigen Format auf die Webseite stellt. Register, Unterkategorien und Zähler werden automatisch aktualisiert. WSB Reinach, Schneggen, 1970Am meisten Arbeit beschert ihm die Korrektur der Bilder (siehe 1. Kasten unten), die Freude an der Arbeit habe aber noch nicht verloren. Nebenbei sei er aber auch n noch begeisterter Sänger bei der Kantorei Pro Musica und er besitzt zusammen mit anderen Eisenbahn-Amateuren eine grosse Modellbahnanlage, die auch einer gewissen Pflege bedarf.

 

Bis Ende 2016 will sich Sturzenegger Zeit lassen, alle Bahnbilder – rund 3000 an der Zahl – auf die Webseite zu bannen. «Ich habe bei mir zehn Schubladen mit Dias, bei Ruth Hintermann zu Hause sind noch einmal 40», versucht Röbi Sturzenegger die Dimensionen der Sammlung klar zu machen. Ob er die Geografie- und Landschaftsbilder ebenfalls digitalisieren wird, weiss er noch nicht. «Erst schliesse ich dieses Projekt ab. Es gibt noch einige unsortierte Bilder, ich werde also ohnehin alle durchsehen müssen.»

 

Einige Perlen sind in der Sammlung bereits aufgetaucht, nicht nur unter den 228 Bildern zur WSB. «Der Hut von Max», erinnert sich die Witwe, «den hat er im Schulzimmer immer auf den Kopf von einem Skelett gelegt. Und einmal blieb der Hut nach einem Foto-Ausflug liegen und wir haben ihn eine Woche später dort wieder gefunden», erinnert sie sich. Viele wertvolle Erinnerungen. WSB Oberentfelden Engelplatz, Kreuzung, P80«Es gibt inzwischen auch schon Anfragen von Verlagen, die Max’ Bilder verwenden möchten», ergänzt Sturzenegger und versichert: «Wir wollen damit nicht das grosse Geld verdienen, aber ich hoffe schon,dass die Bilder nicht einfach von derWebseite gestohlen und wir wenigstens angefragt werden, ob die Bilder kopiert werden dürfen.»

 

Sozusagen exklusiv erschienen im Wynentaler Blatt also die ersten Abdrucke der wertvollen Sammlung. Auf der Seite bahnbilder-von-max.ch kann man den Zuwachs an Bildern live verfolgen; in einem Logbuch wird jeder Arbeitstag erfasst. Bei Drucklegung dieses Artikels in der Zeitung waren es rund 1200 Bilder, in denen man stöbern konnte. Wetten,Röbi Sturzenegger war in der Zwischenzeit schon wieder sehr fleissig?

 

Digitale Bildkorrektur ist ein «Muss»

09_re_bahnbilder_kasten2_oben«Viele Bilder haben einen Rot- oder Blaustich» erklärt Röbi Sturzenegger. «Obwohl säuberlich und trocken gelagert, haben sich über die Jahre Schmutzpartikel vermehrt.» Am PC korrigiert Sturzenegger Farbtöne und entfernt Verunreinigungen – der Unterschied auf den beiden Bildern aus dem Jahr 1958 ist augenscheinlich. «Zuerst war ich der Meinung, es wäre eine Verfälschung des Originals. Aber bearbeitet geben die Bilder viel mehr her», ist der Entfelder überzeugt. Die digitale Bildkorrektur ist also ein «Muss». Für die Bearbeitung eines Bildes, vom Einlesen mit dem Spezialscanner bis zur Fehlerbehebung am PC und dem Einpflegen auf der Webseite vergehen fünf bis sechs Minuten. Für die Bildbeschriftungen hat Sturzenegger die Angaben auf dem Dia-Rand übernommen. Auf den beiden Bild zu sehen ist demnach eine Komposition der «WSB BFe 4/4 AS Zweiachser, Hirschthal, G58». 09_re_bahnbilder_kasten2_untenWenn Sturzenegger Ergänzungen beisteuern kann, weist er diese separat aus. In diesem Fall: «Die zweiachsigen Personenwagen sind noch mit AS für ‹Aarau- Schöftland› beschriftet». Natürlich liessen sich zu jedem Bild noch einige Anmerkungen verfassen. «Bevor die WSB entstand, waren Wynental Bahn (WTB) und die AS zwei getrennte Unternehmen. Beide Bahnen hielten zwar auch in Aarau, man musste aber umsteigen», erinnert sich Sturzenegger. Bis Ende Jahr will er vorerst die rund 3000 Bahnbilder digitalisieren, darunter auch solche von der Seetalbahn, die spätestens im Herbst auf der Webseite zur Verfügung stehen sollen. Ein regelmässiger Besuch auf www.bahnbilder-von-max.ch lohnt sich also.

 

Erster Berührungspunkt in Beinwil am See

Version 2Max Hintermann wurde am 27. Dezember 1932 in Buchs geboren, genauer in der alten Post, die später abgerissen wurde. Das sei schade, habe er scherzhaft gepflegt zu sagen, denn dann könne man ihm ja nicht einmal eine Gedenktafel aufstellen. Erste Berührungspunkte mit der Bahn ereigneten sich in seiner Kindheit, in der er die Ferien oft bei seinen Grosseltern in Beinwil am See verbrachte. Sein Vater warf ihm gelegentlich frische Kleidung aus dem Zug, weil er bei der Bahnpost der Seetalbahn gefahren war und die Gleise direkt am Haus der Grossmutter vorbei führten, sehr zur Freude des kleinen Max. Als Geograph der ETH und ehemaliger Geografielehrer entwickelte er ein sehr ausgeprägtes Interesse an Gegenden, Landschaften, Bergen, Tälern, Gletschern, Flüssen, Städten, Dörfern, Ländern und Verkehrswegen, die er unermüdlich in sorgfältig ausgewählten Ausschnitten fotografisch festhielt. Sein ganz besonderes Interesse jedoch gehörte den Bahnen, «Max Hintermann kannte 99 Prozent aller Schweizer Haltestellen in der Schweiz», erklärt sein Freund Röbi Sturzenegger heute. Max Hintermann starb am 1. Dezember 2015 im Alter von 82 Jahren in Aarau.

 

Dieser Artikel ist im Wynentaler Blatt Nr. 09/2016 erschienen. Texte in der Zeitung. Sie haben den Nachteil, dass man die richtige Ausgabe gekauft haben muss, um sie (nach-)lesen zu können. Egal ob es der grösste Schrott war, oder ein Glanzlicht der Weltliteratur: Verpasst man die Zeitung, ist der Text für immer weg. Aus diesem Grund lege im Goggiblog meine eigenen kleinen Perlen aus dem Wynentaler Blatt ab, von denen ich glaube sie seien erhaltenswert. Für die Ewigkeit konserviert, sozusagen.