Preisvergleich: 6’000 Franken sparen

Die Schweiz ist nicht reich, schon gar nicht die Bevölkerung – auch wenn Wirtschaftsverbände und Grossverteiler das behaupten. Aus diesem Grund müssen wir sparen wo’s nur geht. Dass es sich sogar für Innerschweizer lohnt beim nördlichen Nachbarn einkaufen zu gehen, beweist unser Kassenzettel: bis 6’000 Franken pro Jahr liegen drin.

Ich frage mich gerade: was überwacht eigentlich ein Preisüberwacher? Im Kassensturz vom vergangenen Dienstag äusserte sich Stefan Meierhans zu den massiven Preiserhöhungen bei der Schweizerischen Post. Sein volkswirtschaftliches Urteil: „Da kann man nichts machen“. Meierhans begründet seine Haltung damit, die Post argumentiere mit einer Kostenunterdeckung. Das bedeute, die Erhöhung sei gerechtfertigt. Basta.

Im Falle der Post kann man ganz einfach sparen und auf deren Dienstleistungen verzichten. Bei Ferienabwesenheiten einfach mal wieder die gute alte Nachbarschaftshilfe in Anspruch nehmen. Noch einfacher geht Sparen beim Einkaufen. Schliesslich sind wir nicht dem Monopol eines Einzelnen ausgesetzt und können zum Beispiel in Deutschland einkaufen gehen. Rechts exklusiv der letzte Kassenzettel von bei uns zu Hause, wie ihn die Kasse im Kaufland Rheinfelden (DE) ausgespuckt hat. Und dazu die Preise, wie sie in der Schweiz ausgesehen hätten.

37 Artikel des täglichen Bedarfs: von der Pizza bis zum Ovo-Pulver ist alles dabei. Von jedem Artikel wurde nur eine Einheit eingekauft – keine Aktionen, ohne Berücksichtigung von Punkteprogrammen. Der Unterschied zwischen der Schweiz und Deutschland ist unglaublich gross: Kostete der Einkaufswagen im Kaufland Rheinfelden rund 100 Franken, hätten für den genau gleichen Warenkorb in der Schweiz rund 216 Franken bezahlt werden sollen.

Die Tabelle zeigt in der linken Spalte die bereits in Schweizer Franken umgerechneten (1 Euro = CHF 1.21)  und von der Mehrwertsteuer (7-19%) befreiten Preise. Bis zu einem Einkaufswert von 300 Franken, darf diese nämlich zurückgefordert werden, sofern man einen Wohnsitz in der Schweiz nachweisen kann. Alleine mit diesen netto zu bezahlenden Preisen bezahlt man in Deutschland 116 Franken oder 55% weniger gegenüber den Preisen in der Schweiz. Selbst wenn Nebenkosten wie Anfahrtsweg (ab Zofingen) und Parkplatzkosten berücksichtigt werden, gibt man mit dem Gang nach Deutschland deutlich weniger Geld aus: nämlich 79 Franken oder 36% weniger. Der Weg von Zofingen nach Rheinfelden beträgt rund 50 Kilometer, für den Einkauf in der Schweiz wurde ein Weg von 10 km angenommen.

Der Faktor Zeit wird durch diese Berechnung nur ungenügend berücksichtigt. Für die Strecke Zofingen -Rheinfelden und zurück müssen gut 1,5 Stunden eingeplant werden. Wer das als kleiner Ausflug ansieht, wird sich aber uneingeschränkt über das gesparte Geld freuen können. Denn wer von jedem Artikel 2 Einheiten kauft und alle zwei Wochen zum Einkaufen nach Deutschland fährt, spart über ein Jahr gerechnet mindestens 3’900 Franken. Wer grenznah wohnt, sogar bis 6’000 Franken.

Die vollständige Berechnung ist hier zu finden (Excel-Tabelle)

 

 

13 Gedanken zu „Preisvergleich: 6’000 Franken sparen

  1. Wie wärs mit Berücksichtigung der Löhne… Eine Angestellte an der Kasse dieser deutschen Ladenkette verdient wohl nicht mal einen Drittel gegenüber dem Schweizer… Dieser Vergleich hinkt auf allen Ebenen…

    • Nettolohn Deutschland (Waltshut) 2’700 Franken. Manor Schweiz (Basel) 3’200 Franken. Wobei anzunehmen ist, dass die in der Schweiz angestellte Deutsche ihr Geld in Deutschland ausgeben wird…

  2. Diese ständigen Preisvergleiche sind meiner Meinung ziemlich fehl am Platz. Man müsste sämtliche Faktoren miteinberechnen und nicht nur den Preis des Produktes. Natürich kauft man bei unseren nördlichen Nachbarn billiger ein, nur verdient da der Angestellte auch bedeutend weniger. Was schlussendlich zählt ist die Kaufkraft und die wird in Deutschland und der Schweiz wohl in etwa gleich sein (reine Spekulation). Aber klar fährt man als Schweizer besser, wenn man im Ausland einkauft. Ob dies jedoch gesund für die eigene Wirtschaft und letztendlich auch den Arbeitsmarkt ist, wage ich zu bezweifeln.

  3. Die Lohnunterschiede sind nicht so gross wie immer behauptet wird. Bedenke, dass den Deutschen die Steuern direkt am Lohn abgezogen werden.. Wäre das nicht der Fall, verdiente die Deutsche Kassierin 2700 Franken. im Vergleich zu den 3200 die eine Deutsche Manor-Angestellte bekomt, sind wir nicht mehr nur bei Dumpinglöhnen in Deutschland, sondern bei Dumpinglöhnen in der Schweiz. Ich würde Euch recht geben, wenn die massiv teurer verkaufte Ware tatsächlich Auswirkungen auf den Lohn hätten. Sie haben aber ausschlisslich Auswirkungen auf das Wachstum und die Gewinnoptimierung hiesiger Grossverteiler. Meine Diplomlosigkeit verhindert leider zu erkennen, ob die Ortsungebundene Tätigkeit eines Texters allenfalls Einfluss hat auf Preise die zu verlangen sind. Das bei jener Gelegenheit monierte Verhältnis ist aber auch nicht 1:2 wie auf dem Kasenzettel, sondern 1:10.

  4. In einem Punkt gebe ich Dir recht: Coop und Migros sind elende Abzocker, die den schwarzen Peter immer an alle anderen weiterschieben (Lieferanten, Verarbeiter, Bauern oder z.B. auch uns Futtermittelproduzenten), dabei selber die grösste Marge in den eigenen Sack einkassieren… wenn ich den Herrn Loosli nur sah und hörte, bekam ich schier Haarausfall.

    In allen anderen Punkten schliesse ich mich aber Marco an. 😉

  5. „…Nettolohn Deutschland (Waltshut) 2’700 Franken…“
    Woher kommt den diese Zahl? Rechenfehler? Schlechter Traum? Propagandaministerium?

  6. Das hat mir Frau Riedle (kein Witz) aus Waltshut gesagt, die inzwischen in Baden arbeitet 🙂 – hat aber auch kein Diplom.

  7. Zu bedenken gibt mir bei dieser Diskussion, das mir unterstellt wird, ich würde nicht an die ganze Reihe beteiligter Faktoren denken. Der eine HSG-Mann hat die Löschung seiner Kommentare verlangt, weshalb ich nicht auf seine diplomierte Ansicht reagieren werde. Chauffeure ins Spiel zu bringen ist zwar richtig – konsequenterweise muss man aber die Produktions- und Beschaffungslinie auch berücksichtigen und die ist sowohl in DE als auch in der CH identisch: Plastik aus China, Kleider aus Pakistan, Rohstoffe aus Drittweltländer, um nur einige zu nennen. Arbeiten die oft von Kindern erbracht werden und auf die Ausbeutung der Menschen aufbaut. Wir sprechen hier von Monatslöhnen von 20 Franken, weche die grossen Profite am Ende der Linie erst ermöglichen. Es gibt (ausser dem moralischen) keinen Grund, weshalb ausgerechnet ich armer Schlucker, in dieser von Profit angetriebenen Wirtschaft, mir ein schlechtes Gewissen einreden lassen soll. Ich bin mit Einkäufen in DE nicht Verantwortlich dafür, dass es der CH Wirtschaft schlecht gehen könnte.. Dafür sorgt die CH Wirtschaft schon selber, in dem sie sich schon viel früher in der Linie vom Profit leiten lässt, bevor ich das im Laden tue: bei der Beschaffung in Pakistan, bei den Löhnen für Gestelleinräumer und beim ständigen Streben nach Wachshtum. Und es ist wohl ein Witz, wenn der Grossverteiler jammert, er müsse Stellen abbauen weil alle in DE einkaufen gehen, zwei Monate später aber mit einem Milliardengewinn die Buchhaltung abschliesst.

  8. Nachtrag: ich höre gerade, die Zurich Versicherung sponsert das Deutsche Olympia Team… Ich schätze, in diesem Fall ist Fremdgehen ok, oder? 😉

  9. in Deutschland wird der netto Lohn genannt, soviel ich weiss. Da sind die Steuern, Zahnarztkosten und Krankenkassen abgezogen, also Nettolohn. Wenn unser Lohn so berechnet würde, hätten wir auch viel weniger.

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