Ein Hauch Bundesliga in Gränichen

Bereits im Sommer gastierten zwei Super-League-Spieler aus Aarau im Fussballcamp des FC Gränichen, seit Anfang letzter Woche trainiert die ganze Mannschaft auf der ZehnderMatte. Und nun feierten die Wynentaler gar eine kleine Bundesliga- Premiere.

Best of rc. @ Wynentaler Blatt 2014 – Januar (4/5)

Selten muss man an der kleinen Theke im Restaurant der Anlage ZehnderMatte lange anstehen, doch am vergangenen Samstag war alles anders. St.Gallen-Trainer Jeff Saibene, Trainerlegende Jochen Dries oder FCA-Präsident Alfred Schmid unterhielten sich – geduldig in der Schlange stehend – mit den Zuschauern, die bis durch die Eingangstüren hindurch anstanden. Gekommen waren die 300 Fans aber nicht wegen der Prominenz, sondern weil sie sich das letzte Testspiel vor dem Rückrundenstart des FC Aarau ansehen wollten. Und noch gespannter war man auf das «Transferbömbeli » aus der Bundesliga. Weil Aaraus Stammtorhüter Joël Mall längere Zeit verletzungsbedingt ausfällt, gelang es den Clubbossen Lars Unnerstall von Schalke 04 zu engagieren. Dieser hat gut 40 Bundesliga- und Champions-League-Spiele hinter sich, ihm wurden nun aber bei Schalke zwei routiniertere Keeper vorgezogen. «Lars kommt zu Spielpraxis, die ein jungerTorhüter unbedingt braucht und inAarau steht ein sicherer Rückhalt im Kasten», beschreibt Aaraus Sportchef Urs Bachmann die Situation, die zum Transfer-Coup geführt hatte.

Gewinn für alle Beteiligten

Viel Gelegenheit, sich auszuzeichnen, bot sich dem fast 2 Meter grossen Unnerstall jedoch nicht; zu selten zeigte sich der Gegner FC Naters aus dem Wallis vor dem gegnerischen Tor. Das merkten auch die Zuschauer und so verzog man sich lieber Richtung warmes Restaurant, wo auch der Staff des FC Gränichen anzutreffen war. Ulrich Hauri und Andreas Bolliger etwa, beides Trainer vom «Zwöi». Dass der FCA auf der ZehnderMatte trainiert und spielt ist auch für Hauri ein Gewinn für alle: «Die Fussballplätze in Aarau werden renoviert und wir wurden angefragt,ob wir noch Kapazitäten haben», sagt der Fussballtrainer. «Von dieser Zusammenarbeit haben alle etwas: Die hervorragend gelegene ZehnderMatte wird gut frequentiert und die Teams, die hier trainieren, profitieren von ausgezeichneten Bedingungen.»

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Dieser Artikel erschien im Wynentaler Blatt Nr. 7/2014.
Texte aus der Zeitung. Sie haben den Nachteil, dass man die richtige Ausgabe gekauft haben muss, um sie (nach-)lesen zu können. Egal ob es der grösste Schrott war, oder ein Glanzlicht der Weltliteratur: Verpasst man die Zeitung, ist der Text für immer weg. Aus diesem Grund erscheinen im Goggiblog meine kleinen Perlen aus dem Wynentaler Blatt. Für die Ewigkeit konserviert, sozusagen.

 

Die Stadt Aarau hält sich wakker

Die Meldung: Die Aargauer Kantonshauptstadt erhält mit dem Wakkerpreis die Auszeichnung für die vorbildliche Umsetzung einer qualitätsvollen Verdichtung am richtigen Ort – dies unter Bewahrung der Identität der verschiedenen Stadtquartiere. Die Meinung: Aarau übernimmt damit eine grosse Verantwortung.

Best of rc. @ Wynentaler Blatt 2014 – Januar (3/5)

Aarau ist eine der wohl untypischsten Hauptstädte der Schweiz. In einem Kanton, der selten als Einheit wahrgenommen wird, sondern als Zusammenschluss von Tälern, die sich Richtung Basel, Zürich oder Luzern orientieren, blieb es für die erste Hauptstadt der Helvetischen Republik bis heute schwierig, sich gebührend ins Rampenlicht zu stellen. Kommt dazu, dass die vielen Flusstäler quasi in sich selber eine Wirtschaftsregion bilden – «aargauSüd impuls» ist nur ein Beispiel, wie man von fremden Vögten unabhängig bleiben will.

*

Doch Aarau gab nicht auf, schliesslich ist es Regierungssitz und kantonale Gelder werden von hier aus vergeben. So kam es, dass wer sein Gärtchen selber pflegen wollte, alsbald keine Unterstützung mehr bekommen sollte. Fusionierte Feuerwehren und Betreibungsämter können ein Liedchen davon singen, die Spitex dient gar als Paradebeispiel: im Suhrental wurde der staatlich geforderte und geförderte Zusammenschluss von 23 Gemeinden quasi erzwungen – einzig Holziken geht noch den Weg des einsamen Ritters, man lasse sich nichts befehlen von denen in Aarau unten, war aus dem Dorf zu hören. * Diese politische Positionierung der Hauptstadt kommt mit einer regen Bautätigkeit einher, die in den letzten Jahren aus Aarau eine moderne Stadt geformt hat. Die Altstadt ist verkehrsberuhigt, die bahnhofsnahen Quartiere wurden dicht besiedelt und zentrale Orte wie der Bahnhof selber oder die Telli deutlich aufgewertet. Dank der Fusion mit Rohr ist gar ein neues Stadtquartier entstanden. Der Wakkerpreis, den Aarau nun vom Schweizerischen Heimatschutz verliehen bekommen hat, honoriert diese Anstrengungen zu Recht.Und auch wenn manche es in den Tälern nicht gern hören werden, Aarau ist für uns alle ein bisschen wichtiger geworden. Wer vor Ort einen Augenschein vornimmt weiss, dass man das sogar ganz ohne schlechtes Gewissen machen kann.

*

«Eine Zentrumsgemeinde mit rund 17’000 Einwohnern kann kein Interesse haben, dass eine Nachbargemeinde mit rund 8000 Einwohnern nicht überleben kann. Das würde die ganze Region schwächen», sagte Regierungsrat Stephan Attiger vor zwei Jahren, damals noch als Ammann von Baden über seine Stadt. Gleiches dürfte für Aarau und seine direkt angrenzenden Gemeinden und Täler gelten. Mit dem Gewinn eines national anerkannten Preises hat Aarau also nicht einfach eine Position oder ein Ziel erreicht, sonder vor allem eine Verantwortung übernommen. Die Menschen in den vielen Tälern dürfen in Zukunft von Aarau vermehrt erwarten, dass es die Loorbeeren nicht nur für sich in Anspruch nimmt, sondern gesunde Regionen fördert, die aus Aarau umgekehrt erst eine richtige Hauptstadt machen. Das allerdings ist ein langer Weg. Und hoffentlich strebt ihn die Hauptstadt mit dem gleichen Elan an, wie sie sich den Wakkerpreis erarbeitet hat.

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Aarau by night: Danke Christian Boss, für das tolle Foto

 

Dieser Artikel erschien im Wynentaler Blatt Nr. 7/2014.
Texte aus der Zeitung. Sie haben den Nachteil, dass man die richtige Ausgabe gekauft haben muss, um sie (nach-)lesen zu können. Egal ob es der grösste Schrott war, oder ein Glanzlicht der Weltliteratur: Verpasst man die Zeitung, ist der Text für immer weg. Aus diesem Grund erscheinen im Goggiblog meine kleinen Perlen aus dem Wynentaler Blatt. Für die Ewigkeit konserviert, sozusagen.

 

Die unbekanntere Seite von Mike Müller

Vielleicht war es ein Oberst im Generalstab, der am Mittwoch den Saalbau frühzeitig verlassen hatte. Vielleicht war es aber auch einer jener Zuschauer, die etwas verwirrt waren, eine ganz andere Seite des Schauspielers und Kabarettisten vorgesetzt zu bekommen.

Best of rc. @ Wynentaler Blatt 2014 – Januar (2/5)

Dies vorneweg: Die schauspielerische Leistung von Mike Müller war grossartig. 80 Minuten rezitierte der Schauspieler frei und fehlerfrei, imitierte einen Peter Bichsel ebenso überzeugend wie den zwanzigjährigen Grünschnabel, der seine ersten Tage in der Rekrutenschule hinter sich gebracht hatte. Der Rest war eine perfekte Kombination aus Videoeinspielungen und Rezitationen. Müller zeigte sich bei der Beleuchtung einer typischen Armee-Laufbahn, sehr kritisch, ja sarkastisch. Eine gesteigerte Form der Satire eben, die hier und da fürVerwirrung sorgte. Ein Zuschauer hat die Vorstellung nach zwanzig Minuten sogar verlassen.

Jene Zuschauer, die den Sonntagabend- Satiriker oder wenigstens den Bestatter Luc Conrad auf der Bühne erwartet hatten, lernten an diesem Abend den Theatermenschen Müller kennen. Zwar sorgte er für einige Lacher, aber ein Spassvogel war er definitiv nicht. Im Gegenteil: Seine Beleuchtungen müssen ein Stich in jedes Militär- Herz gewesen sein. Von sich selber sagte Müller, er habe in frühen Jahren gewusst, dass er in diesemVerein nichts mehr verloren habe. Eine Art späte Abrechnung vielleicht? «So ergeht es manchem jungen Mann», sagte der Satiriker. «Erst will er nicht gut genug sein, um ja nicht weiter machen zu müssen, aber zuletzt dann doch aufdrehen, damit es wenigstens noch für einen Winkel reicht.» .

Nach der Vorstellung hatte das Wynentaler Blatt Gelegenheit sich mit Mike Müller kurz zu unterhalten:

Herr Müller. Sie haben auf der Bühne geraucht. Ist das politisch korrekt?

Mike Müller: «Nein, ist es nicht und es haben auch schon einige Leute reklamiert. Aber ich sage dann, wenn ich nicht rauche, zahlt es mir die Lungenliga ja auch nicht.Aber eigentlich bin ich ja Nichtraucher.

Sie spielen also eine Rolle. Man hat dem Publikum teilweise angemerkt, dass es etwas anderes erwartet hatte. Ihr Programm ist nicht einfach nur lustig.

Müller: «Nein, ist es kein Kabarett- Programm. Aber wer das erwartet, hat den Programmzettel nicht richtig gelesen. Ich gebe mir immer Mühe, es richtig anzukündigen. Aber klar, nicht alle kennen die Personen, die auf der Videowand eingeblendet wurden, dann ist es nicht immer leicht, die pointierten Bemerkungen zu verstehen und man bekommt dann eben nicht alles mit. Das passiert mir auch, wenn ich ins Theater gehe, das ist aber auch nicht schlimm.»

Ja was ist es denn jetzt? Eine späte Abrechnung mit dem Militär?

Müller: «Ein bisschen Abrechnung ist schon dabei, aber nur damit kann man keinen Theaterabend füllen. Dazu kommt, dass meine persönlichen Erlebnisse im Militär eher kurz waren. Ich war nur zehn Tage dabei und davon acht auf der Krankenstation. Ich fände es sehr eitel und für die Leute auch nicht besonders interessant, meine persönlichen Militärgeschichten in einem Programm zu verarbeiten. Es ist mehr eine Beleuchtung des Ganzen.»

Zurück zu Ihren verschiedenen Rollen als Satiriker am Sonntagabend, Schauspieler in einem Krimi und dem Theatermenschen. Welche gefällt Ihnen am besten?

Müller: «Wenn das Jahr abwechslungsreich ist, stimmt es für mich. Ich komme aus der freien Theaterszene. Ich habe mit 19 oder 20 eine eigene Theatergruppe gegründet mit meinen Kumpels und als diese nicht mehr mitgemacht haben, bin ich in Zürich langsam in die freie Szene gerutscht. Eigentlich spiele ich nur Rollen, die mir Spass machen. Einmal etwas mehr und einmal etwas weniger, aber das ist normal. Ich spiele gern verschiedene Sachen und lege mich nicht gern auf etwas Ausschliessliches fest.»

Wo steckt am meisten Mike Müller drin? Sind Sie eher der lustige Typ, oder einer der hinterfragt?

Müller: «Ich bin privat schon der gesellige, der es gern lustig hat. Je nach Theaterprojekt gehört etwas Nachdenklichkeit dazu. Es steckt überall etwas von mir drin.»

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Viele Stimmen, eine Armee: Im Programm «Truppenbesuch» von Mike Müller gehörten pointierte Seitenhiebe genauso dazu wie nachdenkliche Beleuchtungen einer in vielerlei Hinsicht geschrumpften Milizarmee. (Bild: rc.)

 

Dieser Artikel erschien im Wynentaler Blatt Nr. 6/2014.
Texte aus der Zeitung. Sie haben den Nachteil, dass man die richtige Ausgabe gekauft haben muss, um sie (nach-)lesen zu können. Egal ob es der grösste Schrott war, oder ein Glanzlicht der Weltliteratur: Verpasst man die Zeitung, ist der Text für immer weg. Aus diesem Grund erscheinen im Goggiblog meine kleinen Perlen aus dem Wynentaler Blatt. Für die Ewigkeit konserviert, sozusagen.

 
 

«Der Vogelhändler» verdient sich beste Kritik

Im ausverkauften Löwensaal fand am 17. Januar 2014 die Premiere der Operette «Der Vogelhändler» statt, die von der Theatergesellschaft Beinwil am See unter der Regie von Monika Wild inszeniert wird. Das Publikum zeigte sich begeistert vom Gesang, dem Theater und dem Ambiente im neuen Löwensaal.

Best of rc. @ Wynentaler Blatt 2014 – Januar (1/5)

Nun ist sie endlich über die Bühne gegangen, die lang ersehnte erste Aufführung nach der vierjährigen Zwangspause. Weil der Löwensaal umgebaut werden musste, fanden in dieser Zeit keine Aufführungen der Theatergesellschaft Beinwil am See statt. Doch jetzt, wo es soweit ist, sind weit und breit nur Begeisterung und Erleichterung zu spüren. Erleichtert zeigten sich die Akteure – insgesamt 130 sind am Grossprojekt beteiligt – und begeistert das Publikum; über 450 Zuschauer sassen im ausverkauften Löwensaal. Dass die gelungene Aufführung auch gleich noch mit dem 150. Geburtstag der Theatergesellschaft zusammenfällt, verleiht der guten Stimmung noch einmal einen Schub nach oben.

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 Ulla Westvik (Briefchristel) und Peter Eichenberger Präsident
Musiktheater-Vereinigung

Vor der Aufführung war derweil noch Hektik und Nervosität auszumachen. Perücken wurden auf Styroporköpfe gesetzt, die Maskenbildnerin Monika Malagoli prüfte noch einmal den Sitz jeder Frisur. Dann ging es los. Dem Publikum präsentierten sich ein schnörkelloses Bühnenbild, wunderschöne Roben und gesangliche Höhepunkte, die sich nach und nach aufreihten. Der Bassbariton von Andreas Dick (Baron), der kraftvolle Gesang der hervorragenden Sopranistin Jeanne Pascale (Kurfürstin) und die lebendige, ja herzhaft klare Stimme von Ulla Westvik (Briefchristel) zogen die Zuschauer ebenso in den Bann, wie die amouröse Geschichte des Vogelhändlers Adam (an der Premiere gespielt von Raimund Wiederkehr), im Verwirrspiel um Liebe, Geld und Glück.

Regierungsrat zu Besuch

«Der Vogelhändler» wird noch an den Wochenenden bis Anfang März gespielt. Es handelt sich um eine sehr volksnahe, bodenständige Geschichte. Orchester und Chor, Theater und Soli wechseln sich in lebhafter Folge ab,was auch dem ungeübten Opperettenbesucher einen hohen Unterhaltungswert verspricht. Die Inszenierung von Monika Wild nimmt für sich aber auch in Anspruch, eines der grossen Stücke zu sein, das über die Kantonsgrenzen hinaus Beachtung finden wird. Alleine die Anwesenheit von Regierungsrat Urs Hofmann  unterstreicht diese Tatsache. Gewiss muss man das Geschehen auf der Bühne und im Orchestergraben kritischer betrachten, wenn zahlreiche Berufsmusiker zugange sind. Eine bereits am Montag erschienene Kritik bezeichnete dabei Benjamin Berweger in der Rolle des Stanislaus stimmlich und in der Figur als Fehlbesetzung – eine Auffassung, die der Autor dieser Zeilen in keinerWeise teilen kann. Für die Rolle eines etwas unklugen Neffen, der sich heimlich als Kurfürst ausgibt, ist eine «zarte» Gestalt dem vorlauten Protz gewiss vorzuziehen.

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Regierungsrat Urs Hofmann

Noch 20 Aufführungen

Nach der Vorstellungen übte sich Regieassistent Peter Eichenberger dennoch in Selbstkritik: «Ein paar Einsätze haben noch nicht gestimmt» sagte er, um aber im gleichen Atemzug zu betonen, dass an einer Premiere selten ein fertiges Stück präsentiert wird: «Das Theater lebt. Wenn man die Premiere mit der Derniere vergleicht, sehen wir zwei völlig unterschiedliche Vorstellungen.»  Nüchterner drückte sich Hansruedi Bürgi, Präsident der Theatergesellschaft nach der gelungenen Premiere aus: «Am Premieretag findet die Aufführung immer um 19 Uhr statt. Bis dahin müssen alle Aufgaben und Probleme einer einvernehmlichen Lösung zugeführt werden». Dies sei für alle eine Bewährungsprobe, sagte Bürgi und fügte an, mit dem «abschliessenden Applaus haben Sie Ihren Dank für den Einsatz vermittelt». Dank, der auch den Sponsoren gelte, ohne die eine solche Inszenierung gar nicht möglich wäre. Der Theatergesellschaft Beinwil am See ist zum Jubiläum eine hervorragende und sehr unterhaltsame Produktion gelungen. «Es wäre schön, wenn auch die kommenden 20 Aufführungen ausverkauft, oder zumindest gut ausgelastet sind», schloss Hansruedi Bürgi ab – und nach vier Stunden klang er langsam aus, der lang ersehnte Premiereabend.

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Andreas Dick (Baron)

Originaltöne

«Alle sagen, ich sei
so klein»
Jeanne Pascal (Kurfürstin) auf
die Bemerkung, sie wirke auf der
Bühne viel grösser.

«Das liegt an ihrer
beeindruckenden
Stimme»
Regieassistent Peter Eichenberger
fand eine Erklärung, warum die
Kurfürstin so gross wirkt.

«Ich habe den Text
natürlich geübt und
ein bisschen wurde er
auch auf mich
zugeschnitten.»
Ulla Westvik hörte man den norwegischen
Akzent kaum an.

«Wir haben 767 Stunden geprobt.»
Noch einmal Peter Eichenberger,
der bei sämtlichen Proben dabei
war und mitgezählt hat.

«Wir sind seit August
dran.»
Andreas Dick (Baron Weps) mit
einer etwas unpräziseren Antwort
auf die gleiche Frage.

«Beim Applaus lasse
ich sie manchmal
raufschauen.»
Dirigent Konrad Jenny, scherzhaft
über den Umstand, dass die
Musikanten im Orchestergraben
keinen Sichtkontakt zu Bühne und
Publikum haben.

«Für die, die mich
nicht kennen, ich bin
der neue
Gemeindeammann.»
Einleitende Worte von Peter
Lenzin, der sein Amt in Beinwil am
See erst Anfang Jahr angetreten
hatte und nun zu den Premiere-
Besuchern sprach.

«Es hat mir sehr gut
gefallen»
Reinachs Gemeindeammann
Martin Heiz fasste sein Urteil in
knappe Worte.

«Es hat mir sehr gut
gefallen.»
Man konnte eigentlich fragen,
wen man wollte.

 

Dieser Artikel erschien im Wynentaler Blatt Nr. 5/2014.
Texte aus der Zeitung. Sie haben den Nachteil, dass man die richtige Ausgabe gekauft haben muss, um sie (nach-)lesen zu können. Egal ob es der grösste Schrott war, oder ein Glanzlicht der Weltliteratur: Verpasst man die Zeitung, ist der Text für immer weg. Aus diesem Grund erscheinen im Goggiblog meine kleinen Perlen aus dem Wynentaler Blatt. Für die Ewigkeit konserviert, sozusagen.

 

«Stopp, keine Werbung» – der Post ist’s egal

In einen Briefkasten, an dem ein «Stopp-Kleber» angebracht ist, wird keine Werbung zugestellt. Die Post weicht nun diese Regelung offenbar auf und verärgert die Kunden in unserer Region. Damit verstösst sie aber gegen geltende Regeln.

werbungDie Werbung ist ein wichtiger Motor unserer Wirtschaft. Ohne Werbung würden weniger Produkte verkauft, es gäbe keine Gratis-Apps für Smartphones und Zeitungen wären unbezahlbar.Werbung ist nötig, zuweilen auch lustig, aber manchmal einfach nur nervtötend.Wer wenigstens seinen Briefkasten vor der Werbeflut schützen wollte, konnte sich bisher in Sicherheit wähnen, wenn an seinem Kasten «Keine Reklame», «Stopp, keine Werbung », oder ähnliches stand. Unadressierte Sendungen sollten dann nur noch zugestellt werden, wenn es sich um politische oder amtliche Publikationen handelt, oder wenn der Werbeanteil eines Anzeigers eine gewisse Grenze nicht überschreitet. «Bruttozustellung » nennt dann zum Beispiel die Post diese Zustellart.

«Stoppkleber» werden ignoriert

Seit Ende 2013 stellte die Schweizerische Post in mindestens fünf Fällen eine reine Werbedrucksache brutto in alle Haushaltungen zu – also auch da, wo der Kunde mit einem «Stoppkleber» den Empfang ganz klar verweigert hat. Bei der Sendung handelte es sich jeweils um eine Drucksache in Zeitungsform des selben Versenders, die jedoch ausschliesslich Werbung enthält. Dies sei «eine beliebte Zeitung», sagt dazu Nathalie Dérobert Fellay, von der Schweizerischen Post auf Anfrage und erklärt, warum die Werbung «brutto» zugestellt werde: «Die Post berücksichtigt die Anliegen ihrer Empfängerkunden. Es ist eine Abwägung von Verleger- und Empfängerwunsch, so wie es die Selbstregulierung der Branche vorsieht.»

Post handelt unlauter

Die Frage ist nur: Woher will die Post wissen, wann und warum der «Stoppkleber» aus Sicht der Empfänger plötzlich nicht mehr gelten soll? Hat sie bei den Kunden nachgefragt? Sprecherin Dérobert Fellay verweigert eine Antwort und verweist darauf, dass bisher keine Reklamationen eingegangen seien. Wer eine Werbesendung nicht wünscht, «kann sich an den jeweiligen Verlag wenden und sich auf eine sogenannte ‹Negativliste› setzen lassen. Die Post stellt danach die Gratiszeitung nicht mehr zu, womit dem Wunsch des Empfängers Rechnung getragen wird.»

Ganz anders sieht das Janine Jakob, Rechtsberaterin der Stiftung für Konsumentenschutz SKS. Die Post selber sei es, die den fraglichen Prospekt in ihren Richtlinien als Werbebroschüre definiert. «Die Zustellung stellt eine unlautere, aggressive Werbemethode im Sinne von Artikel 2 des Bundesgesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) dar. Ob ein Printprodukt von der Post als beliebt eingestuft wird oder nicht, ist in diesem Zusammenhang irrelevant», hält Jakob fest.

Direktwerbung noch attraktiv?

Die Post ignoriert nach Auffassung des SKS also Gesetze und auch den Wunsch der Empfängerkunden. Aber warum tut sie das? Ein ehemaliges Post-Kadermitglied, das nicht namentlich genannt werden möchte, hält diesen Grund für möglich: «Schauen Sie sich die vielen ‹Stoppkleber› an den Briefkästen an. Die Reklamezustellung ist schlicht nicht mehr attraktiv». Es würde also auf der Hand liegen, die Zustellkriterien zu Gunsten einer Mehreinnahme zu verändern. Dass dabei die Empfängerkunden nicht gefragt, sondern bevormundet und zudem Branchenregeln und Gesetze ausser Acht gelassen werden, scheint die Post nicht zu interessieren: Sie will an der Praxis festhalten.

 

Dieser Artikel erschien im Wynentaler Blatt Nr. 3/2014.
Texte aus der Zeitung. Sie haben den Nachteil, dass man die richtige Ausgabe gekauft haben muss, um sie (nach-)lesen zu können. Egal ob es der grösste Schrott war, oder ein Glanzlicht der Weltliteratur: Verpasst man die Zeitung, ist der Text für immer weg. Aus diesem Grund erscheinen im Goggiblog meine kleinen Perlen aus dem Wynentaler Blatt. Für die Ewigkeit konserviert, sozusagen.

 

Danke Davide Callà

callàEin Abschied der schmerzt, ein Abschied der aber unter den gegebenen Umständen verstanden werden kann. Wenn ein 30-jähriger Spieler wie Callà, nach einer Verletzungsgeschichte wie die seine, eine Anfrage vom grossen FC Basel bekommt, kann – ja darf er sie nicht ausschlagen. Man mag sagen: Geld regiert den Fussball – auch das stimmt. Weil eine Profikarriere nur in dem Fall bis 35 dauert, wenn nicht vorher eine Verletzung eintritt, spricht nichts dagegen, die wenigen sich bietenden Chancen zu packen.

Davide ist in den knapp zwei Jahren in Aarau stets loyal gewesen, er hat sich identifiziert mit seinem Club und hat auf dem Spielfeld alles gegeben. Er ist ein Profi durch und durch, versteht sich auszudrücken und trat auch nach ärgerlichen Niederlagen vor die Mikrophone. Er brachte ein bisschen Glamour nach Aarau, sang für den Blick, fror für 20minuten. Die Präsenz auf den People-Seiten war uns sicher – auch das gehört zur Show.

Wir verlieren zwar einen grossartigen Spieler und eine sympathische Persönlichkeit, aber wir gewinnen die Erkenntnis, dass das „System FC Aarau“ funktioniert und für den Schweizer Spitzenfussball wichtig ist – auch wenn manche lieber einen nobleren Club in der Super League sähen: Der FC Aarau ist Sprungbrett für junge Talente, eine Chance für Langzeitverletzte, ein Ort wo man spielen kann, statt auf der Ersatzbank eines Grossclubs vergessen zu werden.

Ich freue mich für Davide, dass ihm diese Chance geboten wird, ich hoffe er wird sie packen können. Und ich freue mich auf Stephan Andrist, der nicht als Lückenbüsser kommt, sondern als einer der Schnellsten auf Schweizer Fussballplätzen, als einer, der die Chance bekommt sich zu zeigen und zu beweisen.

Liebeserklärung an den Letzigrund

Immer wird geschimpft, das Letzi sei für leichte Athleten gebaut worden, aber sicher nicht für Fussball-Schwergewichte. Und dennoch sind Woche für Woche für viele Sektoren gar keine Tickets erhältlich. Die Nähe, die Wärme im Stadion geht so weit, dass wenn ein Tor fällt, man hier spontan mit dem Sitznachbar abklatscht, selbst wenn man dafür ein paar Sektoren rutschen muss. Auf dem Weg zurück in den kuscheligen Sitz Nr. 48 in der idyllisch mittig gelegenen Reihe 15, empfiehlt sich ein kleiner Abstecher an den Burger-Stand ganz hinten auf der Terrasse in der Ecke des Sektors F. Ohne lange anstehen zu müssen bekommt man seinen Hamburger, der durch beide Handflächen gewärmt, ganz ordentlich schmeckt. Hier trifft man Menschen und es entwickeln sich freundschaftliche Gespräche wie: „Wo sitzt du – im Sektor A – ach so, du bist das“. Und man weiss, hier ist man zu Hause, hier ist man nicht allein.

Ich schreite durch den gefühlt 500 Meter langen Gang vom Medienraum zum Spielfeldeingang. Ach was, ich flaniere. Links und rechts das stilvolle Nichts von farblos gehaltenen Wänden. Ich spüre das Leben und die Leidenschaft dahinter, auf dem aufgeschütteten Üetliberg, der quasi der Grenzstein bildet zwischen GC und FCZ, eine Linie die hier quer durchs Stadion führt. Dann ein Zwischenruf des Speakers, vielleicht etwas unmotiviert „Foschini“ aussprechend, wie es geschrieben wird. Es steht 1:2 gegen das Heimteam, wer mag es ihm verübeln. Ich habe die Fototasche vergessen, also zurück in den Medienraum, diesmal über die Alternativroute via Tribüne, Terrasse und Burger-Stand im Sektor F wo es auch Bier gibt. 1,8 Kilometer mit 7 Meter Höhenunterschied, ich erwarte jeden Moment einen Hauptwegweiserstandort.

Das Spiel ist aus, das Eventparadies ist schnell verlassen, doch Parkieren im Letzipark erwies sich als eigentlicher Höhepunkt des Tages. 20 Franken kostet das Parkhausticket, oder so viel wie zweieinhalb Burger im Sektor F. Wir fahren am Grinsen des Parkhauswächters vorbei, stellten fest, dass es bei den Verrichtungsboxen weiter oben deutlich mehr Zuschauer gibt als im Sektor A und liessen uns in der 60er-Zone auf der A1 bei Altstetten für 40 Franken ein Blitzbild anfertigen. Dann hat uns der Aargau wieder. Und mit uns drei Punkte. Merci Letzigrund, wir kommen gern wieder.

Mit Steilpass nach Zürich und überhaupt nicht bös gemeint.

fastleer0:2, 38 Zuschauer, keine GC-Stürmer in Sicht.
Nur ein Zwischenstand, es besteht noch Hoffnung

Nahrung

nahrung250’000 Tonnen Nahrung wirft die Schweizer Bevölkerung pro Jahr einfach so weg. Das hat das Bundesamt für Statistik herausgefunden, nachdem Güsel-Kontrolleure Stichproben im Haushaltsmüll durchgeführt und daraus eine Hochrechnung erstellt haben. Zweifellos eine dramatische Zahl. Störend an diesem enormen essbaren Abfallberg ist, dass er in dieser Form gar nie zu sehen ist und alleine auf die Schockwirkung in die Richtung des Konsumenten zielt. Die Statistiker bedienen sich dabei des Phänomens, dass die meisten Menschen die Relationen gar nicht wahrnehmen. 250’000 Tonnen sind für sich genommen eine riesige Zahl.

Klar, jedes entsorgte Jogurt ist eines zu viel. Mehr als das ist es aber auch nicht. Bricht man die 250’000 Tonnen Nahrung auf Personen und Tage herunter, wirft jeder von uns täglich gut portionierte 100 Gramm Esswaren weg. Seien wir mal ehrlich: Ein Viertel Sandwich, ein halbes Jogurt, das alte Stuück Brot – 100 Gramm sind schnell beisammen,
ohne dass wir mit Vorsatz verschwenderisch handeln. Berücksichtigt man, dass es wahrscheinlich eine Gruppe gibt, die Esswaren kiloweise wegwirft, sinkt die Pro-Kopf-
Sünde von uns Normalverbrauchern deutlich unter diese Marke.

Damit soll das Wegwerfverhalten unserer Gesellschaft nicht verharmlost werden. Grund, den Empfängern der Botschaft ein kollektives schlechtes Gewissen einzubläuen, gibt es aber trotzdem nicht. Zumal die Mitverantwortlichen der Misere nicht alleine Herr und Frau Schweizerhaushalt sind.Heute werden auf Nahrungsmitteln bewusst zu knappe Verfalldaten aufgedruckt. Beispiel Jogurt. Es ist bekannt, dass diese mindestens einen Monat über dasVerfalldatum hinaus verzehrt werden können. Alle Nahrungsmittel mit Salz, Erdnüsschen, Pommes-Chips, eingelegte Ware, Konserven, Trockenfleisch, aber auch Kaffee oder Kakaopulver, trockene Pasta und Schokolade, um nur mal ein paar gängige Esswaren aufzuzählen, sind weit über das aufgedruckte Datum geniessbar. Käse! Käse reift teilweise monatelang – und luftdicht abgeschlossen im Kühlschrank soll er nur noch zwei Wochen geniessbar sein? So ein Käse!

Gerne nehmen wir zur Kenntnis, dass 100 Gramm essarer Abfall pro Tag und
Person zu viel sind.Wir geloben Besserung und essen das Brötchen in Zukunft auf. Gleichzeitig sei der Ball an die Nahrungsmittelindustrie weitergespielt, die statt absatzorientierte Verfalldaten die tatsächliche Haltbarkeit auf ihre Verpackungen drucken soll. Denn hier tritt ein anderes Phänomen in Erscheinung: Steht 1. Februar drauf, wandert das Essen vielerorts am 2. Februar in den Güsel.

 

Dieser Artikel erschien im Wynentaler Blatt Nr. 10/2014 als Titelkolumne.
Texte aus der Zeitung. Sie haben den Nachteil, dass man die richtige Ausgabe gekauft haben muss, um sie (nach-)lesen zu können. Egal ob es der grösste Schrott war, oder ein Glanzlicht der Weltliteratur: Verpasst man die Zeitung, ist der Text für immer weg. Aus diesem Grund erscheinen im Goggiblog meine kleinen Perlen aus dem Wynentaler Blatt. Für die Ewigkeit konserviert, sozusagen.

Kompliziert

Das war dicke Postkanton! Ein Couvert, so dick wie das Telefonbuch. Inhalt: Ein 271 Seiten dickes Buch im A4-Format zum Thema «Aufgaben- und Finanzplan des Kantons Aargau 2014 bis 2017». Dazu eine 85 Seiten lange Botschaft des Regierungsrates sowie weitere 60 Seiten zu Synopse und Leistungsanalyse. Mein Chef übergab mir die Lektüre feierlich, doch ich fragte ihn und mich: «Soll ich sie direkt in den Papierkorb werfen und wenn nicht: Wann soll ich das lesen?» Nicht, dass der Inhalt langweilig wäre. Aber wenn ich das ganze Wissen in einen Dreispalter packen soll, brauche ich mindestens ein gutes Weilchen. Und ich bin da nicht der Einzige:Da sind Politiker und Berater, Lobbyisten und Experten, die sich auf den aktuellen Wissensstand bringen müssten. Schliesslich entscheiden sie darüber, ob der Aargau für die polizeiliche Sicherheit bis ins Jahr 2017 80 Millionen statt nur 74 Millionen Franken heute ausgeben soll. Oder es muss ihnen klar sein, warum das Globalbudget für die Volksschule im gleichen Zeitraum um 93 Millionen sinkt, während es für Hochschulen bereits im nächsten Jahr um 40 Prozent angehoben wird.

Also ran an die 85-Seiten-Botschaft, liebe Politiker, denn wenn wir nicht drauskommen, ergreifen wir das Referendum! Dann schickt uns nämlich der Kanton ein viel kleineres und leichteres Büchlein, das wir auch viel schneller gelesenhaben. Falls es packend geschrieben ist und die tabellarisch-verschachtelten Informationen leserfreundlich dargestellt werden, verstehtsich. Da frage ich mich, ob es nicht von Anfang kürzer gegangen wäre, den Menschen zu erklären, wohin ihr Geld verschwindet, wenn es nicht gerade zu einem 416-seitigen Dokument verarbeitet wird. Ich bin zwar sicher, dass uns die interessierten Empfänger des Schinkens jederzeit genau sagen können wie wir uns zu entscheiden haben, falls wir dann mal gefragt würden, aber bei so viel Lektüre werde ich den Eindruck nicht los, das alles werde extra verkompliziert, damit dem vermeintlichen Souverän gar nichts anderes übrig bleibt, als den Politikern, zu vertrauen. Ich jedenfalls habe das Dokument wieder aus dem Papierkorb gefischt. Und werde es lesen.Wahrscheinlich. Versprochen.

PS: Falls jemanden die Neugier packt:Das Buch kann man hier herunterladen.

 

Dieser Artikel erschien im Wynentaler Blatt Nr. 70/2013 als Titelkolumne.
Texte aus der Zeitung. Sie haben den Nachteil, dass man die richtige Ausgabe gekauft haben muss, um sie (nach-)lesen zu können. Egal ob es der grösste Schrott war, oder ein Glanzlicht der Weltliteratur: Verpasst man die Zeitung, ist der Text für immer weg. Aus diesem Grund erscheinen im Goggiblog meine kleinen Perlen aus dem Wynentaler Blatt. Für die Ewigkeit konserviert, sozusagen.

Fuji-Fotobuch-Test: Note „Wow“

Ich hatte mal wieder Gelegenheit ein Fotoprodukt von Fuji auszuprobieren. Das war heuer das dritte Mal und ich bin schon langsam ein Fachmann, was Fuji-Produkte angeht.  Beim Fotobuch vor zwei Jahren und beim  Mosaik-Bild im letzten Jahr gab es jeweils einen Abstrich zu verzeichnen: Das Fotobuch war viel zu teuer und die Gestaltung eines Mosaik-Bildes setzte einen bezahlten Flickr-Account voraus. In beiden Punkten scheint meine damalige Kritik Wirkung gezeigt zu haben.

fuji-BuchFuji hat eine Bestellsoftware entwickelt, die es erlaubt die verwendeten Bilder zuerst als Vorschaubilder anzuordnen und erst zuletzt an Fuji zu senden. Die Installation der Software braucht zwar eine Weile – das ist bei allen anderen Anbietern aber auch der Fall – Fuji punktet mit einer schnellen Anzeige und einem integrierten Datei-Manager. Ich habe mir zuvor trotzdem einen Ordner angelegt, mit den Bildern die ich verwenden wollte. Bei 80 Ordnern und über 10’000 Bildern verliert man bei jeder noch so geordneten Anzeige schnell die Übersicht.

Ist das gewünschte Buchformat und die Bilder ausgewählt, lässt man die Software erst mal alles automatisch anordnen. Auch das geht sehr schnell und grundsätzlich lässt sich auf diese Weise ein Fotobuch innerhalb weniger Minuten fertig stellen.

Wählt man die entsprechende Option stellt die Software die Anzahl Bilder pro Seite und die Anordnung der Bilder auf abwechslungsreiche Weise zusammen und es entsteht ein lebhaftes Buch. Aber natürlich lässt sich auch alles von Hand bearbeiten. Da ich mich für einen fotografischen Jahresrückblick entschieden habe, wollte ich mene Bilder nach Themen gruppieren: Arbeit, Fussball, Familie, Natur, Technik. Mit der Drag&Drop-Funktion ist das ein Kinderspiel. Man kann die Bilder erneut automatisch anordnen lassen, man kann aber auch selber Kreativität zeigen. Weil nur mit Vorschaubildern gearbeitet wird, geht das rasend schnell. Stimmt etwas nicht mit dem Bild – wenn etwa die Auflösung zu gering ist – warnt das Programm, lässt aber – und das ist erfreulich – eine Platzierung dennoch zu. Da habe ich schon Programme erlebt, welche die Verwendung des Bilds verweigert haben, oder den Geist gleich ganz aufgegeben haben und abgestürzt sind.

Derlei Probleme hat man mit der neusten Version der Fuji-Software nicht. Die Suche nach Updates beim Programmstart mag etwas mühsam erscheinen, aber dafür hat man ein stabil laufendes Programm. Erst wenn das Buch fertig gestaltet ist, geht es dann ans hinaufladen. In meinem Fotobuch im A4-Format hat es 320 Fotos, die sich auf 88 Seiten verteilen. Der Upload dauert entsprechend eine Weile. Abgeschlossen habe ich die Bestellung am Sonntag, die Versandbestätigung des Labors erhielt ich am darauf folgenden Freitag. Der Pöstler schliesslich läutete am Mittwoch – also 10 Tage nach Bestellaufgabe.

Diese eher lange Lieferzeit ist sicher auf die erhöhte Auftragslage zurück zu führen, denn Fotogeschenke sind besonders in dieser Jahreszeit eine tolle Sache. Die Qualität stimmt, wie bei den Bestellungen zuvor, zu 100%. Farben, Schärfe, die ganze Verarbeitung des Buches ist absolut Top. Die 88 Seiten dicke Einzelanfertigung kostet knapp 100 Franken plus Versandkosten – also nicht viel mehr als ein Bildband im Bücherladen in gleicher Qualität. Nur eben gefüllt mit eigenen, persönlichen Bildern. Ich habe grosse Freude am „Jahresrückblick“ und die beste Ehefrau von allen hat es zur Freude ihrer Arbeitskolleginnen schon weit herum gezeigt.

Mein Fazit: Fuji bietet eine stark verbesserte Bestellsoftware, Preise deutlich tiefer als vor zwei Jahren für ein ähnliches Produkt, und als Resultat ein Fotobuch in Top-Qualität. Test-Note: „Wow“!